Crangon crangon, die Krabbenbrötchen-Garnele

  • Moin...
    Seit gestern habe ich ein tragendes Crangon-Mädel, direkt vom Kutter, sie ist vor lauter Eiern echt fast geplatzt :whistling:
    Eigentlich sollten die Larven der Seenadel als Nahrung dienen, die hat den Kuttertransport aber nicht geschafft, also vergnüge ich mich jetzt mit den Larven.
    Mein 1m-AQ wuselt mit den Larven und die Garnele ist noch nicht fertig mit entlassen. Das geht heute schon den ganzen Tag (sie hat nicht nachts entlassen). Da die Garnele halb eingebuddelt ist (sind ja Lauerjäger), lupft sie sich ca. alle halbe Stunde etwas an und der nächste Schwung schwimmt im Aquarium.


    Ich habe jetzt 2 Portionen Larven entnommen, eine sitzt in einem großen Glas, leicht belüftet, mit Copepoden aus der Nordsee, nachher kommen noch ein paar Nauplien dazu.


    Die 2. Portion sitzt in einem 6-Liter-AQ, mit etwas Wattboden (knatschknatsch) und Nordseewasser und ebenfalls Copepoden (nicht belüftet, ansonsten gibt's dicke Suppe vom Wattboden)


    Der Rest schwimmt weiter im Aquarium und wird wohl gefressen werden. Es sind tausende winzige Larven (ca. 5mm lang).


    In einem Bericht habe ich gelesen, daß in den kleinen Larven diverses Zooplankton und Diatomeen gefunden wurden. Diatomeen sollten in Nordseewasser enthalten sein (Gezeitenkalender liegt bereit, in den nächsten Tagen sehe ich mich des öfteren in Richtung Wasser radeln und Wasser und Copepoden holen :D ).


    Was auffällt, ist, die Larven schwimmen anders als andere Larven, sie schwimmen mit dem Kopf nach oben oder gerade. Liegen die Larven am Boden, zeigen die Beinchen nach unten (sehen irgendwie aus wie winzige Seehunde). Insgesamt sind die Larven in sich sehr beweglich, fast wie Würmchen.


    Ob ich was durchbekomme, keine Ahnung, aber die Larven sind jetzt da... 5 Larvenstadien haben sie, dann sind sie fertig.


    P5042008.jpg
    Garnele mit winzigem Nachwuchs.


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  • Hallo Steffi,


    angesichts der Massen an Garnelen, die die Kutter aus dem Meer holen, muss ja die Vermehrungsrate hoch sein. Und allzu empfindlich sollten die Larven auch nicht sein, weil sonst im Meer auch nicht Massen durchkämen. Bleibt nur die Frage nach dem richtigen Futter in ausreichender Menge. Ich drücke dir die Daumen!


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Moin Wolfgang,
    da hast du sicher recht!


    Überhaupt sind die Krustentiere hier oben sehr anpassungsfähig. Temperaturwechsel und Dichteschwankungen werden gut weggesteckt.
    Je nach dem, wo ich das Wasser hole, ist es doch eher Brackwasser, das macht den Bewohnern aber nichts aus.


    ich werde auf jeden Fall noch Copepoden holen, die vermehren sich auch auf dem Fensterbrett ganz gut mit Flockenfutter.

  • Hi Wolfgang,
    nee, die sinken nicht ab.
    Das haben aber z.B. die Saron-Larven auch nicht, die hat man mit einem Kreisel auch ratzfatz hingerichtet, die haben nur ca. 6-10 Blasen/min bekommen, alles andere war zu viel.


    Die Crangon-Larven turnen auch auf dem Bodengrund herum, schwimmen dann aber wieder hoch.

  • Die Tage habe ich die Larven im Aquarium an die Wand gefahren dead Ich hatte hier an der Ems Meerwasser geholt, das ist etwas brackiger als das aus dem Hafen und hatte damit den WW von 1/3 des Aquariums gemacht (ca. 2 Liter). Das frische Wasser lasse ich dann über eine Stunde ganz langsam zulaufen. Am nächsten Morgen lebte keine Larve mehr ;(
    Die reagieren wohl doch empfindlich auf kleinere Dichteschwankungen.


    Ich habe dann etwas geschummelt und ein paar Larven aus dem Glas rübergesetzt, denen geht's noch gut (auch denen im Glas).
    Im Glas gibt's täglich ein paar kleine Leichen (2-3 Stück), aber das ist eigentlich normal. Im Glas tausche ich das Wasser immer noch komplett aus (nehme hier NUR Hafenwasser, aus dem Yachthafen, nicht dem Fischereihafen), das umsetzen macht den kleinen nichts aus, dann gibt's auch frische Artemia.


    Fotos von heute (5. Tag):
    P5092614_massstab.jpgP5092612.jpgP5092621.jpgP5092624.jpg


    In der Küvette ist eine Larve "aus der Haut gefahren".

  • Hallo Steffi!


    Die reagieren wohl doch empfindlich auf kleinere Dichteschwankungen.

    Das hätte ich nicht gedacht. Ich hoffe, du hattest noch schnell etwas Mayo zur Hand :S .



    Zitat von STEF

    In der Küvette ist eine Larve "aus der Haut gefahren".

    Da hast du wieder einmal das goldene Fotografierhändchen bewiesen! Man kann auch sagen: Das Glück der Tüchtigen!


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • In dem Aquarium wurden die Larven trotz ausreichend Futter wieder weniger. Heute früh waren es noch 3. Ich habe das kleine Aquarium aufgegeben.
    Das Gurkenglas läuft weiter absolut gut, kaum Ausfälle, die Nauplien werden gespachtelt wie nix, obwohl die Larven eigentlich erst ab dem 3. Larvenstadium dazu fähig sein sollen und das m.M. nach auch noch nicht erreicht wurde. Im Aquarium war eindeutig die kleinere Nahrung vorhanden.


    Seit heute gibt's auch wieder angereicherte Nauplien und etwas Plankton aus der Flasche, extra mit Diatomeen drin.

  • 10. Tag, die kleinen sind schon gewachsen ^^ Die Ausfälle sind weiter sehr gering.
    Mittlerweile sieht man die Larven auch sehr gut, die Pigmentzellen färben die Larven optisch grau, durch den Blitz geht das etwas verloren.
    P5142834.jpg P5142835.jpg P5142841.jpg P5142848.jpg
    Die Pleopoden werden sich die Tage bilden. In welchem Stadium die Larven anktuell sind, finde ich sehr schwierig zu beurteilen.
    Das einzige was ich gefunden hatte, war dieser Bericht:
    http://www.fao.org/docrep/005/ac765t/ac765t02.htm
    Ungefähr in der Mitte des Berichts sind ein paar Zeichnungen und Beschreibungen der Larvenstadien, sie sollten jetzt ca. im 3. Zoea-Stadium sein. Ich finde die Zeichnungen aber auch nicht wirklich brauchbar.
    Es wird dort von 4-5 Wochen Larvenentwicklung ausgegangen, bei mir geht's auf jeden Fall flotter, die Temperatur beträgt zwischen 15 und 19° (je nach Wetterlage).


    11. Tag:
    P5152986_massstab.jpg P5152963.jpg P5152986.jpg P5152987.jpg P5153000.jpg
    Ich wollte einfach noch mal den Schwanzfächer deutlicher sehen, deshalb habe ich heute noch mal Fotos gemacht.

  • Hallo Steffi,


    wie immer tolle Fotos. Die haben sich ja prächtig entwickelt in deinem Gurkenglas. Sud und Deckel drauf und es gibt eingelegte Garnelen :D .
    Fütterst du noch Artemia?


    Gruß


    Wolfgang

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  • Moin Wolfgang...
    Das Gurkenglas ist handgespült ^^
    Und ja, es gibt noch Nauplien (angereichert). Die Brachionus müssen sich erst noch vervielfältigen...


    Ich habe bei dem Mistwetter heute Tante Google noch etwas gequält und bin bei JSTOR auf einen Bericht über Crangon uritai aus China gestoßen.
    C. uritai sieht Crangon crangon zum Verwechseln ähnlich, die Larven haben auch 5 Stadien plus Postlarve (wie C. crangon auch), die Chinesen haben aber mehr Zeichentalent, man kann die Larven auf den Zeichnungen wirklich erkennen, meine Larven sind im 3. und 4. Larvenstadium.
    In dem Bericht sind pro Larvenstadium eine Seite Zeichnungen mit allen Details, damit kann man was anfangen.


    Morgen hole ich etwas Chinchillasand, der hat eine Korngröße von 0.1-0.2mm, ideal als Bodengrund für die kleinen Garnelen, wenn sie fertig sind.

  • Moin Wolfgang,
    ja, die Gurken(glas)truppe wurde nur mit AF430-Nauplien gefüttert, die mit dem "Naturansatz" sind ja nicht durchgekommen, obwohl sehr viel Zooplankton drin war.
    Sie haben das Nordseewasser bekommen, aus dem ich das Zooplankton für den Naturansatz ausgesiebt hatte (20µm-Sieb).
    Momentan füttere ich noch Nauplien und ein ganz feines Aufzuchtfutter (ist von Aquakultur Genzel).


    Suchbild:
    P5253443.jpg
    Die kleinen Furchen haben die kleinen Crangons gebuddelt...


    Und ich habe mal ein paar Exuvien der fertigen Garnelchen unter das Mikroskop gepackt:
    Crangon_auge.jpg
    Auge


    Crangon_stack.jpg
    Mordwerkzeug ^^ (ist ein Stack aus 10 Fotos).
    Diese Haken ersetzen bei Crangons die garnelenüblichen Scheren.


    Mit Deckglas (platt):
    Crangon_haken.jpg


    Crangon_antennen.jpg
    Links eine Antennenschuppe/Scaphocerit und dann das eine kurze Antennenpaar, das lange Antennenpaar verlässt nach unten bzw. rechts das Bild.

  • Hallo Steffi,


    sehr schön, dein neues Bresser hast du offensichtlich schon gut im Griff. Interessant, dass es mit den Nauplien ging, mit dem Plankton aber nicht. Vielleicht war die Futterdichte zu gering, denn das übliche Plankton ist ja eher ein Sushi-Häppchen, während man dann eine Artemiennauplie schon als Schweinshaxe bezeichnen müsste.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!