Caprella mutica

  • Ich hatte vom Borkumer Aquarium Ende Februar ein paar Caprella mutica bekommen. Das sind kleine Krebstiere, die eng mit den Mysis und Flohkrebsen verwandt sind.
    Zu züchten -im engeren Sinn- gibt's da nicht viel, da die Caprella lebenden Nachwuchs zur Welt bringen.
    Erkennbar waren 4 Weibchen und 2 Männchen, wobei auch noch ein paar Nachwuchstierchen in dem Algenbüschel dabeigewesen sein können.


    Caprella mutica stammen ursprünglich aus Japan, breiten sich aber rund um die Welt aus, in den etwas kälteren Gebieten. Sie können zwar bis 28° aushalten, bevorzugen aber kühleres Wasser.
    Bei mir leben sie deshalb in einem ungeheizten Aquarium in einem ungeheizten Raum. Im Winter haben sie ca. 14-15°, im Sommer bis 23°.
    In Deutschland wurde C. mutica das erste mal im Jahr 2000 nachgewiesen, in Holland schon 1995.


    Die Weibchen werden bis 20mm groß, die Männchen bis 30mm, manchmal auch bis 50mm.
    Die Weibchen haben an der Vorderseite eine zweigeteilte Bruttasche. Dort drin wachsen die kleinen heran. Die Eier werden am Rücken gebildet.
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    Das hier ist ein Weibchen, das das erste mal Eier austragen wird, bei ihm sieht man noch die beiden getrennten Taschen, bei denen, die schon mal getragen haben, sind die dann etwas "ausgeleiert".


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    Gut gefüllte Bruttaschen.


    Über die Tragzeit gibt es unterschiedliche Angaben, von 5 Tage bei 22° bis hin zu 20-30 Tagen (mit keiner Temperaturangabe). Jedenfalls sind meine im Moment sehr fleißig am Nachwuchs basteln.


    Tragende Weibchen reagieren auf Männchen recht aggressiv und wehren sie ab, das sieht dann aus wie kleine Boxkämpfe. Caprella mutica können sich mit den Gnathopoden gegenseitig schwer verletzen. Die Männchen haben Giftdrüsen an den Gnathopoden, das kann bei Rivalenkämpfen tödlich enden.
    Aber dennoch kommen sie mit irrsinnig hohen Zahlen pro Quadratmeter vor, der Hang sich gegenseitig zu killen ist dann doch nicht soo groß.


    Wenn die Jungtiere entlassen wurden, paßt das Weibchen noch einige Tage auf die kleinen auf, die sich in der Zeit auch nicht allzu weit wegbewegen. Dichte Fadenalgenbüschel und Hydrozoen werden für die Abgabe der Jungtiere bevorzugt (zumindest bei mir im Aquarium).
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    Hier sitzen die Jungtiere in einem Hydrozoon, vermutlich Zypressenmoos.


    Nach der Abgabe der Jungtiere lassen die Weibchen dann auch wieder "Männerbesuch" zu:
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    Hier sieht man schön den Größenunterschied von Männchen und Weibchen.


    Wenn hier die unterschiedlichen Farben der Tiere verwundern, sie passen sich an den Untergrund an, sie sind ausgesprochen standorttreu. Schwimmen ist eh nicht ihre Sache, sie zucken dann eher durchs Wasser, das sieht man am ehesten bei den ganz kleinen Krebsen. Die alten bleiben dann doch auf der Struktur, die sie sich ausgeguckt haben und passen sich farblich an.
    Im Video sieht man einige rote Tiere im Darmtang sitzen, diese habe ich zuvor aus dem aufzulösenden Aquarium umgesiedelt (sie haben einen 20-Liter-Cube spendiert bekommen).


    Die Tiere im Video sind noch nicht ausgewachsen, sie sind die Nachkommen der Krebschen, die ich von Borkum hatte. Leider haben sie nur eine Lebenserwartung von max. 3 Monaten. Dafür können die Weibchen ab einer Größe von ca. 8mm und einem Alter von 21 Tagen tragen.
    Das Muschelfleisch an dem sich das eine Männchen versucht, ist eigentlich Futter für die Nordsee-Copepoden, die mögen sehr gerne Muschelfleisch und explodieren dann förmlich.


    Noch ein paar Eckdaten zum Zuhause der kleinen Caprella:
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    20-Liter-Cube
    Beleuchtung: Eheim Power-LED (Süßwasser)
    In der Ecke wurde ein HMF eingebaut, aber mit einer Filtermatte von nur ca. 1cm Dicke, sie soll nur die Krebschen vom Luftheber fernhalten und außerdem als Sitzmöglichkeit dienen. Die Filtermatte wurde außerdem mit Rotalgen "bepflanzt".
    Die Rotalge konnte ich noch nicht bestimmen, ist bei Rotalgen dieses Typus eh sehr schwer.
    Ansonsten habe ich noch am Watt gesammelt:
    vorne links das grüne ist Darmtang (Ulva intestinalis)
    die Braunalge ist Zuckertang (Saccharina latissima), die wird mal riesig (wenn ich sie halten kann)
    die lila Alge hinten rechts ist Gracilaria vermiculophylla und wurde ebenfalls aus Japan eingeschleppt
    das "cabombaähnliche" Gewächs ist vermutlich Zypressenmoos, ein Hydrozoon.
    und unzählige "Puschelalgen" in rot, grün und braun, ich mag die nicht so gerne, aber die wachsen einfach überall.
    Zum Einsatz kommt nur Nordseewasser, da die Krebschen einen Hang zu Häfen haben, bekommen sie Hafenwasser aus dem Yachthafen in Norddeich, das kann ich dort in größeren Mengen unkompliziert beschaffen.
    Wöchentlich mache ich einen Wasserwechsel von 70%.


    Gefüttert wird mit einem Mix aus Frostfutter (Bosmiden, Cyclops, Lobstereier) und Lebendfutter (verschiedene Copepodenarten, angereicherte Brachionus und Nauplien).
    Für die Copepoden gibt es zusätzlich frisches Muschelfleisch.


    Da ich die Krebschen erst seit 6 Wochen habe, werde ich das hier ergänzen, wenn ich neue Beobachtungen gemacht habe ^^

  • Moin Rainer,
    ich bin auch immer noch am lesen über die kleinen Caprella, ich habe auch noch viele Artikel auf Halde, durch die ich mich noch durchlesen werde. Teilweise sind diese aber sehr widersprüchlich ?(
    Da das meiste auf englisch ist und mir da leider noch Fachvokabular fehlt, dauert das noch eine Weile ^^
    Im Moment beobachte ich noch sehr viel und mache viele Fotos und Videos.


    Auf jeden Fall sind sie was ihren Lebensraum angeht, nicht so wählerisch wie die Caprella von D. Knop auf den Gorgonien.
    Außerdem fressen die C. mutica einfach alles, was sie erwischen können. Sie fressen auch Detritus, suchen sogar den Bodengrund nach fressbarem ab und sollen auch Algen fressen.


    Ich werde hier dann immer wieder was ergänzen, wenn ich was neues gelesen oder beobachtet habe.


    Der Nachwuchs bringt sich einfach selbst groß. Nach ein paar Tagen gehen die dann ihrer Wege (das dürfte nach der ersten Häutung sein) und wachsen in einem irren Tempo!


    Wie eine Paarung verläuft, konnte ich noch nicht beobachten. Die Häutungen finden wohl fast nur nachts statt und nur danach können die Weibchen befruchtet werden, wie bei allen Krebstieren. Ob die Weibchen auch Sperma einlagern können, weiß ich noch nicht. Anders als bei Flohkrebsen tragen die Männchen die paarungsbereiten Weibchen nicht mit sich herum, sie belagern sie nur.