Frage zu Bericht in Koralle über Cops

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich wollt das schon die ganze Woche fragen, bin aber drüber hinweg gekommen, nun sitz ich grad hier und warte auf Premnasbabys und da paßt es grad, schlafen tue ich heute mal später...


    In der akt. Koralle, S. 72, ist ein Bericht über Copepoden drin, da steht u.a.


    Zitat

    Bisher gibt es kein verlässliches Verfahren zur Massenkultur mariner planktonischer Copepoden, also solcher Arten, die im Freiwasser leben".


    Weiter geht der Bericht mit semibenthischen Cops, das ist soweit klar. Ich stell mir jetzt nur die Frage, was sind denn planktonische Cops? So welche, die ich in meinem Becken nachts sehe, die an der Wasseroberfläche rumflitzen (siehe älterer Beitrag)? Oder verirren die sich nur gelegentlich und leben eigentlich semibenthisch? Wobei ich da dachte, das die nicht so hoch steigen. Wie verhalten sich denn die planktonischen Cops? Und warum ist der Autor der Meinung, das diese nicht verlässlich vermehrt werden können..? Versteh ich nicht, mag aber sein, das mir da noch einiges an Wissen fehlt. Muss doch mal zu sehen, das ich eine Kultur davon gewinne.

  • Hi,


    planktonische Cops sind freischwimmende Arten, also nicht die die an Scheiben rumkriechen und nur gelegentlich schwimmen.
    Die ernähren sich wohl dann hauptsächlich von bestimmten Phytoplanktonarten. Also ich kenne auch niemanden der planktonische Cops stabil und Produktiv über einen längeren Zeitraum hält. Da fehlt uns noch einiges an Wissen.


    mfg Uwe

  • Hi Anja


    Gemeint sind die freischwimmenden calanoiden Copepoden (also die mit den langen Fühlern). Calanoide Copepoden sind ganz typisch für den freien Ozean - weit weg von jeglichem Substrat. Sie leben also genau da, wo die meisten Fischlarven natürlicherweise auch sind.



    Hier ein witziges Bild das die Tag/Nacht (Vertikal-)Wanderung der calanoiden Copepoden im Plankton des freien Ozeans veranschaulicht. Unten ist nicht der Meeresboden sondern nochmal viel viel Wasser, oben schwimmt das leckere Phytoplankton - aber im vollen Licht ist es doch recht gefährlich sich dort rumzutreiben ;).


    Die Nauplien calanoider Copepoden gelten als Schlüssel zur Zucht von Zwergkaisern und anderen bisher kaum züchtbaren Gruppen. Sie sind ernährungsphysiologisch noch wertvoller als die übrigen Copepoden, allerdings sind sie auch viel anspruchvoller, wenn es um ihre eigene Ernährung geht:


    Die calanoiden Copepoden gelten als schwieriger kultivierbar, weil sie nicht wie Artemia einfach filtrieren, sondern als Copepoden gezielte Beutegreifer sind. Sie geben sich allerdings (im Gegensatz zu den harpacticoiden +- substratgebundenen Copepoden wie Tigriopus, Tispe, Nitokra etc.) nicht mit Detritus, Bakterien etc. zufrieden, sondern brauchen ständig hochwertige lebende Algen (zumindest nach dem was man im Moment weiß - die kleinen schwarzen Tierchen aus Deiner Brachionuskultur hat ja noch niemand untersucht ;) ).


    Zitat

    Original aus der aktuellen Koralle 10/2007
    Bisher gibt es kein verlässliches Verfahren zur Massenkultur mariner planktonischer Copepoden, also solcher Arten, die im Freiwasser leben".


    Der Artikel in der Koralle ist allerdings nicht wirklich auf dem neuesten Stand ;). Es gibt seit kurzer Zeit durchaus Methoden zur Kultur mariner planktonischer=calanoider Copepoden. Zumindest bei einigen Arten scheint auch die Massenkultur schon zu laufen, Arcatia tonsa wird ja seit kurzem sogar kommerziell gehandelt. Als Lesetipp zum Thema poste ich wieder diesen äußerst interessanten (englischen) Tread über calanoide Copepoden. Diese Seite über Arcatia tonsa ist auch lesenswert. Die Zucht ist aber nach wie vor, verglichen mit anderem Zooplankton recht aufwenig, weil man wirklich ständig hochwertige lebende Algen benötigt (oki, Einige von uns haben das sowieso).


    Da viele Fischlarven auch anderes Futter, wie Rädertierchen, Artemia und harpacticoide Copepoden nehmen, ist die Dauerkultur calanoider Copepoden im Moment vor allem für Leute interessant, die "nicht züchtbare" oder als "extrem schwierig" geltende marine Fischgruppen züchten wollen. Da calanoide Copepoden aber auch als Dauereier im Handel sind (man bracht sie dann wie Artemiaeier nur ausbrüten - nicht selber züchten) würde ich vermuten, daß sie bald auch von Leuten die weniger Aufwand treiben wollen, häufiger eingesetzt werden, und demnächst dank dieser Futtertiere, einiges mehr an marinen Fischarten als "gut züchtbar" gilt.


    Grüsse Martin

  • Guten Morgen,


    jetzt bin ich wesentlich schlauer als vorher. Den englischen Thread im MOFIB hab ich schonmal gelesen, aber den muss ich mal Niels unter die Nase halten, ich kann soweit ganz gut englisch, aber wenn da spezielle Begriffe zu kommen, wirds schwierig.


    Vielen Dank für die Aufklärung.

  • Zitat

    Original von seegraswiese
    Da calanoide Copepoden aber auch als Dauereier im Handel sind (man bracht sie dann wie Artemiaeier nur ausbrüten - nicht selber züchten) würde ich vermuten, daß sie bald auch von Leuten die weniger Aufwand treiben wollen, häufiger eingesetzt werden, und demnächst dank dieser Futtertiere, einiges mehr an marinen Fischarten als "gut züchtbar" gilt.


    Grüsse Martin


    Mein lieber Martin,


    ich muss Dich korrigieren ;) Die bisher im Handel erhältlichen Eier sind normale Eier, keine Diapause-Eier. D.h. sie verfügen auch unter permanenter Kühlung nur über eine relativ kurze Haltbarkeit von einigen Wochen. Schon nach 3 Wochen sinkt die Schlupffähigkeit rapide ab. Echte Dauereier weisen jedoch auch nach Monaten noch Schlupfquoten von 90 bis 95 Prozent auf!


    lg, Angi

  • Hallo Martin,


    Wie lange sind deine Arcatia tonsa Eier haltbar?
    Viel wichtiger ist doch die Frage damit man sie überhaupt kultivieren kann was für Phyto sie annehmen um sie erfolgreich nachzüchten zu können,...


    Viele Grüße Stephan

  • Hi Stephan


    Diese interessanten Fragen, werden im oben verlinkten Forum (english) sowie im aktuellen Artikel von Angi und mir in der Zeitschrift Koralle (Nr. 54 / Maulbrüter) beantwortet.


    In aller Kürze: Wie lange die Eier haltbar sind, hängt von den Produktionsbedingungen und von verwendeten Acartia Stamm ab. Natürlich verschicke ich die Acartia-eier mit einer Schlupf / Aufzuchtanleitung.


    Grüsse Martin

  • Hi Martin!
    Habe es genauso gemacht wie in der Anleitung und es ist nix geworden, bis jetzt konnte ich alles züchten, aber scheinbar brechen mir die Arcadia tonsa das Genick, hatte zwar nur Tetraselmis als Futter, aber mit diesem Phyto sollte es ja auch funktionieren.
    Ich habe es aufgegeben und züchte nur mehr meine Copepoden und die Rädertierchen und das mit großem Erfolg. So wie bei uns ein Sprichwort heißt: Schuster bleib bei deinen Leisten. :D


    Lg Geri

  • Hallo Geri,


    wie lange hast Du denn die Eier inkubiert? Abhängig von Temperatur, aber auch von dem, was die Elterntiere vorher gefressen haben (also wie gut conditioniert sie waren) oder wie groß die Elterntiere waren, kann es mehr oder weniger Nachzügler geben. In so einem Fall muss man nach 24 Std., dann nochmal nach 48 Std. Nauplien aus dem Schlupfgefäß ins Aufzuchtgefäß überführen und den verbliebenen Eiern einfach noch ein bischen Zeit geben.


    Ich weiss nicht, ob Du eine Vorstellung hast, wie winzig die Nauplien sind? Ich zb erkenne die nicht mit blossem Auge! Sie sind kleiner als Brachionus!


    Bei fachgerecht gelagerten Eiern, die nicht überlagert sind, fand bei mir bisher immer ein Schlupf statt. Deshalb kann ich nicht ganz nachvollziehen, was bei Dir schief lief.


    Vielleicht gibst Du uns einfach noch ein paar Infos. Es wäre doch sehr schade, wenn Du nach einem Versuch mit diesem fantastischen Naturfutter kapitulieren würdest.
    lg, Angi

  • Hi Angi!


    Die Eier wurden mir von einem Aquarianer (Forumtreffen) aus Innsbruck per Flug mitgenommen (hatte sie innerhalb 24h).
    Ich weiß, daß sie kleiner als Brachionus rotundiformis sind.
    Dann habe ich es so gemacht wie es Martin in dem Thread Copepodeneier zum Leben erwecken! beschrieben hat, alles brav abgedeckt und war jeden Tag mit der Lupe und Mikroskop unterwegs sehen was aus den Eierchen geworden ist. Jetzt steht es seit ca. 2 Monaten im Keller unter Beleuchtung, damit ich wenigstens von den Algen (Tetraselmis chui) was habe für meine anderen Cops, die werden sich auf die grüne Party freuen wenn sie in das Becken kommen. :D
    Jedenfalls danke für deine Anteilnahme. ;)


    Lg Geri

  • Hallo Geri,


    die Anleitung ist völlig korrekt :plan


    Das ist mir ein Rätsel. Aus meiner Erfahrung schlüpfen die ersten Nauplien bereits nach 24 Std, die ich dann gleich vorsichtig ins wesentlich größere Aufzuchtbecken überführe; aber nach spätestens 48 bis 55 Stunden sind dann alle geschlüpft - auch die Nachzügler .


    Obwohl es besser ist, die Eier vorher unter kontrollierten Bedingungen zu inkubieren, habe ich aus Faulheit auch schon einfach Eier in zuvor mit Rhodomonas angeimpfte große Kübel gegeben, auch da hat sich alles normal entwickelt. Vielleicht sind da nicht so viel durchgekommen, aber mir hats getaugt.


    Ich nehme für die Aufzucht pro Nauplie immer einen guten ml. Damit bin ich immer gut gefahren.


    Vielleicht lags am verwendeten Salz? Ich nehme das Bioassay in Planktonkultur und Zucht.


    Tut mir leid, dass ich nicht zur Problemlösung beitragen kann. Vielleicht hat Martin oder Rainer noch ne Idee, woran es gelegen haben könnte..


    lg, Angi

  • Hallo zusammen


    Ich habe die Anleitung zur Kultivierung der tonsas in der neuen Koralle gelesen. Luis hat wieder ganze Arbeit geleistet :)


    Im Schweizer Forum hat gerade ein Moderator ein Bierbraurezept reingestellt. Das hört sich für mich fast genau gleich schwierig an ?(


    Ich denke, in die Materie A. tonsa muss man sich genau so reinknien wie in die Bierbraukunst!

  • Zitat

    Original von geri
    .. hatte zwar nur Tetraselmis als Futter, aber mit diesem Phyto sollte es ja auch funktionieren...


    Hi Geri


    Die Aufzucht von A. tonsa funktioniert mit Tetraselmis alleine nicht.


    Im aktuellen Artikel von Angi und mir in der Zeitschrift Koralle (Nr. 54 / Maulbrüter) empfehlen wir als "Grundfutter" entweder Isochrysis (T-Iso) oder Rhodomonas oder eine Isochrysis / Tetraselmis Mischung (50/50) ... weil es damit funktioniert ;).


    Warum Du allerdings Probleme mit dem Schlupf hattest, weiß ich nicht. Könnte es sein, daß die Kühlkette unterbrochen war oder die Eier überlagert waren?


    Grüsse Martin

  • Hi Martin!
    Die Eier waren ganz frisch und Markus hat sie mir per Flugzeug von Sonntag auf Montag mitgenommen, habe sie dann sofort in das Aqua gegeben, das schon seit Samstag mit Durchlüftung und Temperatur vorbereitet war, habe nur die Belüftung abgeklemmt und die Eier im Becken verteilt und dann kam das warten.


    Nach 48 Stunden sah ich mit der Lupe noch immer nichts, habe dann aber doch etwas Tetraselmis ins Becken getan, weil ich mir unsicher war ob nicht doch etwas geschlüpft war.
    Das Becken ist ein 10L Becken.


    Lg Geri