Nachzuchten sind stabil

  • Hallo,


    ich war letztens mit einem Händler etwas im Gespräch und es ging um Nachzuchten von Fischen, die er auch regelmäßig kauft.


    Leider hat er auch öfters schlechte Erfahrungen mit Nachzuchten gemacht. Beispielsweise zwei mal mit je ca. 30 P. fridmani.
    Diese seien beidesmal innerhalb weniger Tage dahingerafft worden.


    Er sagt, Nachzuchten sind nicht stabil, sondern sehr anfällig gegen jegliche Krankheitserreger, weil sie keinerlei Abwehrkräfte hätten.
    Sie kommen aus steriler Massenhaltung, aus nackten Becken ohne Leben. In einem normalen Becken kommen diese dann mit der wahren Flut an Keimen nicht zurecht.


    So in etwa wie es heute mit Menschenkindern geht. Früher hat man draussen im Dreck gespielt und mit schwarzen Fingern in der Nase gebohrt. Heute nehmen die Kinder jeden Infekt mit und haben zusätzlich alle Allergien und Immunschwächen, die man so haben kann.


    Mich würde interessieren, welche Erfahrungen es dazu gibt und ob tatsächlich Nachzuchten gar nicht so stabil sind, wie es immer heisst.


    Gruß Frank

  • Hallo Frank!


    Interessantes Thema und witzig, denn bei der Überarbeitung unseres Eingangstextes bin ich an dem Wort "stabil" hängen geblieben und habe überlegt, was das eigentlich heißt. Ich weiß nicht, in welchem Sinne es derjenige gemeint hat, der es vor Urzeiten eingeführt hat. Ich für meinen Teil verstehe es aber nicht nur hinsichtlich körperlicher Gesundheit (aber schon auch!), sondern auch hinsichtlich der Verhaltensstabilität. Adaptierte Tiere sollten weniger "psychische" Auffälligkeiten zeigen, als Wildfänge. Vielleicht täusche ich mich aber auch.


    Was der erfahrene Händler erzählt, glaube ich sofort, weil es einfach schlüssig und nachvollziehbar ist. Aber ich denke auch, dass man wie immer im Leben mit Pauschalierungen allenfalls einen Teil der Wahrheit erwischt. Nicht alle Nachzuchten kommen nämlich aus sterilen Haltungen. Das dürfte am ehesten auf die kommerziellen oder semiprofessionellen Zuchten zutreffen, in denen sicher auch mit einigem Chemieeinsatz gearbeitet wird. Aber bei den Hobbyzüchtern sind oft in den Jungfischbecken Durchlaufsysteme mit Anschluss an Riff-/Fischbecken vorhanden. Da sollte es besser sein. Freilich, die Abwehrkraft, die ein Fischchen - sofern es überlebt - im Meer entwickeln kann, werden wir in geschlossenen Systemen nicht erreichen. Dafür fehlt in den Aquarien die Bandbreite der Keime. Und bei uns überleben halt nicht nur die Fittesten, die im Meer längst der Selektion zum Opfer gefallen wären. Auch das dürfte ein Aspekt sein. Dafür werden die Nachzuchten nicht durch Fang und lange Transporte geschwächt. Aber wer weiß, vielleicht haben sie dafür wieder Mangelerscheinungen aufgrund unzureichender Ernährung? So etwas wirkt sich immer und oft primär auf das Immunsystem aus.


    Ich finde, so ein Thema gehört auch bei der IFMN diskutiert. Wenn es nicht stimmt, nehmen wir das "stabil" heraus, da fällt uns kein Zacken aus der Krone ;)! Vielleicht muss man ja wirklich die Aufzuchtmethoden und -ernährung überdenken, um dem Aspekt Genüge zu tun? Das gehört diskutiert und ggf. Lösungen entwickelt. Und wenn nicht bei uns, wo dann? ;)


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hi,


    na ja. Der Händler sagt das gleiche was ich auch immer sage. Es kommt auf die Art und Weise der Nachzucht an. Wenn ich Mengen Nachziehe um davon zu leben muß ich regelrecht Antibiotika einsetzen weil es einen immensen Verlußt gibt wenn ich mir eine Krankheit in die Anlage hole und 1000de Larven deshalb eingehen. Der Nachteil ist halt das die Kleinen nie gelernt haben mit Krankheitserregern umzugehen. Im Hobbybereich ist die Besatzdichte wesentlich geringer und damit auch die Ansteckungsgefahr. Wenn mal eine Larve kippt reißt sie nicht gleich den ganzen Bestand hinterher. Meistens jedenfalls. Außerdem wird meist Wechselwasser aus dem AQ verwendet oder das Aufzuchtbecken ist gar im Kreislauf. Dadurch bekommen die Larven genug aquarienübliche Keime ab und lernen damit umzugehen. Man muß nicht alle Krankheiten gehabt haben damit das Immunsystem weiß wie es reagieren muß. Antibiotika setzen im Hobbybereich wohl kaum Züchter ein. Was *** mit seinen Massenzuchtkesseln betreibt habe ich schon immer nicht gut geheißen. Das geht nicht nur ohne Antibiotika nicht mehr sondern es versaut den anderen Züchtern auch die Preise. Ich habe die Pferdezucht nicht wegen Wildfängen eingestellt sondern weil billigst hergestellte Nachzuchten den Markt mit Dumpingpreisen kaputt gemacht haben gegen die ich nicht konkurrieren wollte und konnte.
    Man sollte also schon etwas unterscheiden wie die Nachzuchten erreicht wurden und auch darauf hinweisen wo die Vor- und die Nachteile der jeweiligen Ansatzweise liegen.


    mfg Uwe

  • Hallo zusammen ,


    ich möchte es erstmal grundsätzlich in frage stellen , das der verkauf von "schwächlichen " nachzuchten , die noch nicht mal die erste woche beim
    händler überleben ,auf dauer ein besonders gewinnbringender wirtschaftszweig sein könnte ;)


    interessant wäre es z.b., erfahren zu können , ob andere "erfahrene" händler die gleichen probleme mit demselben lieferanten haben ... das würde die theorie sofort glaubwürdiger machen (oder augenblicklich trümmern :P)


    Natürlich gibt es qualitätsunterschiede bei nachzuchten , und sie sind logischerweise auch nicht "unkaputtbar ."


    Fragt sich , wie die ausfallrate prozentual aussieht , kontra wildfänge ...


    Was keime betrifft , so ist die bandbreite in vielen händleranlagen sicher wesentlich grösser als im durchschnittsaquarium , die anzahl bei beiden wesentlich höher als in der natur , und sollte damit wildfängen genauso zu schaffen machen wie nachzuchten , egal ob aus profi-oder amateur-anlagen.
    Solange es keine dokumentierte untersuchungen dazu gibt , sind behauptungen zu diesem thema aber sowieso nur spekulativ , egal von welcher seite ;)


    Nachzuchten können sicher auf mehrere weisen "verkorkst" werden , das braucht aber nicht daran zu liegen , das sie nachzuchten sind ...
    ...genauso wie es einige beispiele für wildfänge gibt , die gar nicht so heikel sind wie ihr ruf, wenn sie richtig behandlet/gehalten werden ...


    Auch wildfänge werden mediziniert , um ausfälle zu vermeiden , und machen dann erst beim kunden schlapp


    "Stabil" ist vielleicht ein etwas unglückliches wort , da auf längeren zeitraum bezogen , und da geht es am besten mit artgerechter haltung , egal ob nz oder wf.


    Die hürde aus der freiheit in die gefangenschaft bleibt allen nachzuchten erspart , meistens ist auch der transport kürzer und weniger belastend.
    Futterfest sind sie (normalerweise) auch.


    Das sind schon drei gravierende vorteile , die nachzuchten grundsätzlich leichter stabil werden lassen als wildfänge , sofern sie nicht allzu naturwiedrig produziert werden ...


    mfg


    thomas

  • Hi!
    also das kann ich nicht behaupten, das sie nicht stabil sind.
    Manche züchten eben tierchen und dann bekommen sie jeden Tag Frostartemia vorgesetzt, na ja das gesunde Futter ist das nicht.
    Die Anlage würde ich auch nicht zu steril fahren, deswegen haben wir in der anlage ein Jaubert integriert.
    jeden Tag WW finde ich auch sehr schlecht, habe ich auch schon gehört, finde überhaupt angesetztes Salzwasser ganz schlecht für Larven, wir nehmen Beckenwasser.
    Kenne auch einen Händler der Nachzuchten verkauft und der hätte am liebsten wenn ich alles nachzüchten würde, da er gute Erfahrungen mit Nachzuchten hat. ;)
    Manche Händler möchten nicht wirklich Nachzuchten, da sie die Wildfänge für einen Pappenstil bekommen und für die Nachzuchten wollen diese dann nix bezahlen, weil sie sagen, die sind mir zu teuer da nehme ich doch lieber Wildfänge.
    Wenn du aber sagst du kannst sie für 3€ haben, dann wollen alle Händler Nachzuchten.
    Nur da füttere ich die Nachzuchten lieber bis sie alt und grau werden, bevor ich sie einen Händler in den Rachen schiebe. :D
    Händler haben nur Geldgedanken, ausser ein paar Ausnahmen, aber die kannst auf einer Hand abzählen. ;)


    Gruß Geri

  • Hallo Geri!


    Es ist kein Händler, der Nachzuchten ablehnend gegenüber steht, eher im Gegenteil ;). Und Ahnung hat der sicher auch jede Menge, nicht nur vom Verkaufen. Dass er auch an Nachzuchten verdienen möchte, ist ja nicht ehrenrührig, sondern sein Job.


    Im Prinzip bestätigst du ja auch, was er auch meint: Sterile Haltung ist nicht gut für die "Stabilität" und die Ernährung spielt sicher auch eine Rolle. Das ist schlüssig.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hi wolfgang!
    Ja sicher möchte ein Händler auch daran verdienen, ist ja klar, hat ja genug Abgaben zu zahlen, obwohl einiges unter dem Handerl geht. ;)
    Aber so wenig zu bezahlen ist bei mir nicht drinnen und dann noch ins Forum schreiben, er sucht Nachzuchten, finde ich lachhaft. :D
    Wir haben auch Kosten die gedeckt werden müssen, sicher haben wir Freude daran, wenn so kleine Knöpfe bei uns aufwachsen, gedeckt wird das mit dem Verkauf sowieso nicht, aber etwas sollte schon herein kommen, nur Ausgaben dafür, ist mir ehrlich gesagt zu viel.
    Ich informiere mich immer jetzt was so gebraucht wird und ziehe nicht sehr viel auf, damit ich nicht darauf sitzen bleibe und die Kosten so gering wie möglich halte.
    Deswegen auch keine Zucht der Seenadeln und Seepferde mehr, denke die braucht fast keiner und bis die zum Verkauf das richtige alter und größe haben, vergeht fast ein Jahr.
    Also macht das auch keinen Sinn, deswegen meinte auch Anita, besser die bleiben im Meer, leben tun sie ja auch nicht sehr lange.


    Gruß Geri