Hallo zusammen,
da ich neu hier bin ein paar kurze Informationen zu mir vorweg:
Ich beschäftige mich seit etwa 15 Jahren intensive mit dem Hobby Meerwasseraquaristik und konnte vor 10 Jahren mein Hobby auch zum Beruf machen. Seit ca. 2 Jahren betreibe ich unter anderem eine Korallenfisch-Zuchtanlage mit derzeit etwa 15 verschiedenen Arten die ich regelmäßig nachziehe oder nachgezogen habe, darunter Seepferdchen, Kardinalbarsche, Grundeln und Anemonenfische. Eigentlich versuche ich immer eigene Lösungen für auftretende Probleme zu suchen, diesmal komme ich aber ohne kompetente Hilfe nicht mehr weiter!
Nun zu meinem Problem:
Seit etwa einem halben Jahr bekomme ich keine Amphiprion-Larven mehr großgezogen. Die Larven sterben immer zwischen dem 3. und 4. Tag nach dem Schlupf mit einer Quote von 99-100%! Dies betrifft aber ausschließlich Amphiprion-Larven. Zuvor habe ich mehrere Hundert Fische ohne Probleme aufziehen können.
Informationen zum Tag-X:
Ein halbes Jahr zurück ist folgendes passiert. Ein plötzliches sterben junger Anemonenfische (ca. 10-12 Wochen alt) in meinen Aufzuchtbecken ließ die Alarmglocken läuten. Die auftretenden Symptome waren schnelles Atmen, abgespreizte und rote Kiemen, Verweigerung der Nahrungsaufnahme, weiße Kotfäden? und sterben innerhalb von 3-4 Tagen nach den ersten Anzeichen. Ich habe natürlich eigene parasitäre Untersuchungen unter dem Mikroskop durchgeführt (ohne Ergebnis), alle Wasserparameter überprüft (ohne erklärbare Ergebnisse) und die gesamte Anlage auf den Kopf gestellt (nichts gefunden). Als ich mir selbst nicht mehr zu helfen wusste habe ich Frau Dr. Lechleiter (Fishcare) zu Rate gezogen. Sie hat nochmals die Wasserparameter überprüft und sowohl parasitäre, als auch bakterielle Untersuchungen durchgefüht. Ohne Ergebnisse. Bei den Untersuchungen wurde aber eine Veränderung der Kiemen mit Einblutungen, eine Veränderung der Leber sowie eine Veränderung des Darms ebenfalls mit Einblutungen festgestellt, aber keine Parasiten oder primäre bakterielle Infektionen.
Eine virologische Untersuchung (sofern möglich) steht noch aus!
Eine Toxikation mit Kupfer (es wurde ein neues Aufzuchtfutter getestet) oder anderen Schwermetallen konnte durch eine Laboruntersuchung der Leber ausgeschlossen werden.
Der Verkauf der Jungfische wurde natürlich eingestellt und der Bestand schrumpfte in den darauf folgenden Wochen um 70-80%.
Die Zuchttiere (insgesamt etwa 25 Paare) waren von den Symptomen nicht betroffen und haben auch keine Veränderungen im Laichrhythmus oder ähnliches gezeigt.
Zeitgleich mit diesen Ereignissen begann auch das Larvensterben bei der Aufzucht.
Ausschlussverfahren für mögliche Aufzuchtfehler:
In den darauf folgenden gut 100 Aufzuchtversuchen konnten mögliche Fehler bei der Aufzucht nahezu ausgeschlossen werden. Folgendes wurde getestet:
- Aufzucht in Glasaquarien mit einem Volumen von 20-60 Liter
- Aufzucht in schwarzen, runden Larvenbehältern
- Aufzucht mit abgedunkelten Glasscheiben
- Aufzucht mit Phytoplankton (nur Nannocloropsis)
- Aufzucht mit Phytoplanktonmischungen
- Aufzucht ohne Phytoplankton (abgeschlossenes System)
- Aufzucht ohne Phytoplankton (im Kreislauf der Elterntiere)
- Aufzucht mit verschiedenen Belüftungsintensitäten
- Aufzucht mit angereicherten Brachionus
- Aufzucht mit frisch geschlüpften Artemia (INVE AF430, INVE MC 450 und mit ganz kleinen nur 400 micron Artemien)
- Wasserwerte wurden überprüft
- Verdunstung wurde ausgeglichen
- Salinitäten zwischen 32 und 36 °/oo wurden ausprobiert
- Temperaturen zwischen 24 und 27°C wurden ausprobiert
- mit Heizstab und ohne
- mit Nachtlicht nach dem Schlupf
- mit Nachtlicht bis zum 4. Tag nach Schlupf
- ohne Nachtlicht
- Einsetzen neuer Larven in das Wasser der gerade verstorbenen Larven (bis zum 3. Tag keine nennenswerten Ausfälle)
Immer das gleiche Ergebnis. Gelegentlich schaffen es mal 2-10 Larven darüben hinaus. Diese wachsen dann auch zu gesunden Jungfischen heran!
Neuer Überlegungsansatz:
Was passiert zwischen dem 3. und 4. Tag in der Entwicklung der Larven (Immunsystem)?
Gibt es Viren oder andere Erreger die an die Eier und somit an die Larven übertragen werden (Haben die Elterntiere eventuell Antikörper entwicklet)?
Über Anregungen und Denkanstöße würde ich mich sehr freuen und hoffe auf eine spannende und ergebnisreiche Diskussion.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel