Im Januar 2011 erwarb ich von einer deutschen Züchterin 5 Lysmata seticaudata Garnelen.  Diese wurden mir per Lebendtierexpress, sehr gut verpackt und mit einem Heatpack versehen, zugeschickt. Ich habe mir das Paket in die Arbeit schicken lassen, so dass ich sie sicher entgegen nehmen konnte. In der Mittagspause ging es dann nach Hause und die L. seticaudata wurden per Tröpfchenmethode eingewöhnt und dann in ihr neues Zuhause entlassen. Dies bestand aus einem 25 Liter Aquarium, eingerichtet mit feinem Korallensand und ein paar kleineren Brocken Lebendgestein. An Korallen befanden sich in dem Becken nur ein paar Ableger von Weichkorallen und Gorgonien.  Mit einem Heizstab wurde die Temperatur auf ca. 24 °C eingestellt. Für die Wasserumwälzung war eine kleine Strömungspumpe verantwortlich.

Lysmata seticaudata-1
Abb. 1 Lysmata seticaudata
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Abb. 2 Lysmata seticaudata

In diesem kleinen Becken konnte ich die Garnelen hervorragend beobachten und sehen, dass eigentlich immer ca. zwei Stück trächtig waren.  Es wurden regelmäßig die Larven von den Garnelen,kurz nach dem das Licht ausging, ins freie Wasser abgegeben.  Die Strömungspumpe wurde abends zeitgleich mit dem Licht ausgestellt um keine Larven zu schädigen. Die Versorgung des Beckens mit Sauerstoff wurde mit einer Membranpumpe gewährleistet, welche 24h am Tag Luft in das Becken pumpte um auch über Nacht eine Sauerstoffversorgung und eine geringe Strömung zu gewährleisten.

1.    Versuch:

Morgens gegen halb 6 Uhr bin ich aufgestanden um in die Arbeit zu gehen.
Ich schaute in mein Becken und sah überall die Larven von L. seticaudata durch das Aquarium schweben. Zuerst saugte ich aus dem Becken etwas Wasser ab und überführte es in ein darunter stehendes 12 Liter Aufzuchtbecken.
Dieses füllte ich zu etwa einem Drittel. Anschließend wurden,
mit Hilfe einer Taschenlampe die Larven im Hauptbecken an eine Stelle gelockt, vorsichtig mit einem kleinen Becher abgeschöpft und so in das Aufzuchtbecken überführt. Dieses wurde spärlich eingerichtet mit einem Heizstab, Thermometer und einem Luftschlauch, welcher grobperlige Luftblasen in das Becken führte, um eine gewisse larvenschonende Strömung zu erzeugen. Die Temperatur wurde auf 25°C eingestellt.
Im Aufzuchtbecken wendete ich die Grünwassermethode mit Nannocloropsis salina an. Ich gab etwa 200 ml dieser Alge, welche ich selbst kultiviere, mit in das Becken um dieses leicht grün zu Färben. Der Hauptvorteil hierdurch ist, dass die Alge durch ihre Vermehrung dem Wasser  für die Larven schädliche Nährstoffe entzieht.  
Die Larven wurden von Anfang an zwei Mal am Tag mit frisch geschlüpften Artemianauplien gefüttert. Hier kamen die qualitativ sehr hochwertigen und sehr kleinen AF 430 von der Firma INVEzum Einsatz. Alle ein bis zwei Tage wurde ein Teilwasserwechsel durchgeführt.

In den ersten drei Tagen sind leider schon etwa 80% der Garnelenlarven verstorben. Die toten Larven wurden bei dem täglichen Wasserwechsel mit einem Luftschlauch vom Boden des Beckens abgesaugt. Nach 1,5 Wochen musste ich für vier Tage von zu Hause weg. In den Tagen musste ich das Becken einfach so laufen lassen, ohne Fütterung. Mir war beim Verlassen meiner Wohnung eigentlich klar, dass die Garnelen eine so lange Zeit ohne Futter nicht überstehen würden. Zu meiner Überraschung lebten tatsächlich noch einige als ich wieder nach Hause kam. Ich setzte sofort frische Artemien an und fütterte ein paar Frost-Copepoden. Jedoch war die Futterpause offensichtlich definitiv zu lang und am 17. Tag ist die letzte Larve aus dem ersten Versuch gestorben.

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 Abb.3 L.seticaudata Larven mit frisch geschlüpftenArtemia Nauplien
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Abb. 4 L. seticaudata Larven 11 Tage alt.

2.    Versuch:

Kurz darauf machte ich mich an den zweiten Versuch. In der Zwischenzeit führte ich viele Gespräche mit erfahrenen Züchtern und habe von diesen einen, wie ich finde, sehr guten Tipp bekommen. Ich sollte es mal mit einem Aufzuchtkreisel versuchen. Sofort machte ich mich an das Bauen einer solchen Anlage. Der Kreisel wurde in einem Standard 12 Liter Becken mit Acrylglas gebaut. Das Acrylglas wurde unter Hitze in die ungefähre Form gebogen und anschließend mit Silikon eingeklebt. Ausgestattet wurde der Zuchtkreisel wie das vorherige Aufzuchtbecken mit einem Heizstab, Thermometer und einem Luftschlauch, welcher seitlich Luftblassen in das Becken einströmen lies. Die Blasenanzahl wurde so reduziert, dass sich eine gemächliche, aber stetige Kreisströmung einstellte.  Die Vorteile des Zuchtkreisels bestehen in einer gleichmäßigen und larvenschonenden Strömung. Die Larven befinden sich so stetig in Schwebe ohne sich in den Ecken (die ja nicht vorhanden sind) sammeln zu können.

Aufzuchtkreisel

Abb. 5: Aufzuchtkreisel für Garnelenlarven

Eines Morgens entnahm ich dem Hauptbecken, in derselben Weise wie beim ersten Versuch,  wieder frische Garnelenlarven und gab sie in den Kreisel. Ebenso wurden auch,wie beim ersten Versuch,ca. 200 ml N. salina zugegeben.  Die Fütterung erfolgte zwei Mal täglich mit frisch geschlüpften Artemianauplien. Nach ca. 10 Tagen stellte ich von den doch recht teuren AF 430 auf andere Artemien in Plantinum Qualität um. Die Garnelenlarven wurden von Zeit zu Zeit weniger. Jedoch konnte ich nach ca. 28 bis 30 Tagen einen Erfolg verzeichnen. Nach und nach haben sich die letzten Überlebenden zu fertigen Garnelen umgewandelt. Somit erhielt ich am Ende dann sieben fertige L. seticaudata Garnelen.

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Abb.6: L. Seticaudata Larven im eingegrünten Wasser, ca. 15 Tage alt
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Abb. 7: Links L. seticaudata Larve, rechts eine Larve im Megalopa-Stadium kurz vor der Umwandlung.
seticaudata-fertig
Abb. 8: Larve im Megalopa-Stadium kurz vor der Umwandlung

Abschließend lässt sich sagen, dass die Zucht wirklich sehr aufwändig ist und man viele Parameter beachten muss.  Jedoch ist sie auch kein Hexenwerk und für jeden, der sich intensiv damit befasst, zu schaffen. Ich werde weiter dran bleiben und hoffe noch viele weitere Garnelenarten und Fischarten nachziehen zu können.  Eine Verbesserung kann mit Sicherheit durch die Fütterung von angereicherten Brachionus in den ersten Tagen erzielt werden. Leider hatte ich zur Zeit des Zuchtversuches keine Brachionus zu Hause.

Dies war meine erste Nachzucht von marinen Garnelen und sie war sicher bei weitem noch nicht perfekt. Durch eine verbesserte Arbeitsweise und eine gewisse Routine können meiner Meinung nach deutlich bessere Resultate erzielt werden. Jedoch bin ich mit einem Ergebnis von sieben Garnelen bei meinem zweiten Versuch zufrieden. Gerne nehme ich Verbesserungsvorschläge an. Diese können mir jederzeit über das Forum der IFMN mitgeteilt werden. Dort stehe ich auch gerne bei Fragen bezüglich des Aufzuchterfolges zur Verfügung und freue mich jederzeit über  anregende Diskussionen.

Verfasser:

Christian Martin (Specki)
Oktober 2011