Thor amboinensis

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Es wurde Winter. Das war die Zeit, wo man sich wieder intensiver mit der Aquaristik beschäftigt. Für mich hiess das, sich mehr mit den Sexy- Shrimps zu beschäftigen. Ich pflegte schon zwei Jahre lang drei Stück dieser niedlichen kleinen Juwelen mit lateinischem Namen Thor amboinensis. Selbst in meinem 650 Liter- Aquarium waren Sie steht's im vorderen Bereich des Aquariums auf den Anemonen, Weichkorallen oder auf den höheren Algen, die, wie Ihr seht, ein grosser Bestandteil der Aquarium Gestaltung ist. Obwohl der grosse Dschungel, welcher sich durch die vielen  höheren Algen dadurch bildet, war es immer ein Leichtes, die kleinen Schätze ausfindig zu machen. Ich konnte nie Eier ausfindig machen während der ersten zwei Jahre in denen ich Sie gepflegte. Die Frage stellte sich mir, warum? Wenn ich Literatur im Internet wälzte, hiess es, die Weibchen seien bulliger und die Männchen schlanker. Bei meinen sah ich keinen Unterschied. Am Anfang dachte ich, Sie seien noch zu jung, um die Geschlechtsunterschiede zu sehen. Später war mir klar, dass ich drei gleiche Geschlechter haben musste. Aber ob es Weibchen oder Männchen waren, war immer noch nicht geklärt. So verging die Zeit und die Tiere wurden immer weniger.

 

Ein halbes Jahr später, es musste scheinbar so sein, fand ich zufälligerweise bei einem Fischhändler drei in einem kleinen Becken versteckt. So wie das ausschaute, waren es zwei Weibchen und ein Männchen. Jetzt, wo beide Geschlechter beisammen waren, war es bei der Geschlechtsbestimmung ganz klar, welches Weibchen und welches Männchen sein sollten.

 

So liess ich mir die drei Stück einpacken. Mit Stolz fuhr ich nach Hause. Mit viel Liebe passte ich das Wasser der Dichte, wie auch der Temperatur ganz langsam an. Da Garnelen im Allgemeinen etwas empfindlich reagieren können, wollte ich dieses Risiko nicht in kauf nehmen, dass eines der Tiere Schaden nehmen könnte oder sogar daran eingehen würde.

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Nun einmal beide zusammen. Links das Männchen und rechts das Weibchen.

 

 

 

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Kaum ins Becken überführt, nahmen Sie Ihre Position auf einem erhöhten Stein an. Nach kurzer Zeit fingen Sie an mit den Hinterleiben zu schwänzeln, was für mich so viel hiess, esgefällt mir bei dir.

Mit schwänzelden Bewegungen nähert sich das Männchen (links) langsam, aber sicher. Das Weibchen (rechts) scheint ebenfalls für die Paarung bereit zu sein.

 

 

Drei Tage nach dem Einsetzen konnte ich die Paarung mitverfolgen, was für mich ein fantastische Erlebnis war. Das Männchen kam zum paarungswilligen Weibchen mit schwänzelnden wie auch tanzenden Bewegungen immer näher an das Weibchen heran. Im ersten Augenblick bemerkte ich gar nicht, was soeben vor meinen Augen ablaufen sollte, bis es in mir auf einmal klick machte. Ich sprang auf, holte meinen Fotoapparat und fotografierte das Liebesspiel.

Bild4.jpgDie Paarung, leider etwas verschwommen. Das muss wohl so sein.

Einmal konnte ich beobachten, dass 4 Männchen sich so richtig auf ein Weibchen stürzten. Ich versuchte dem Weibchen zu helfen. Kaum waren die Männchen verscheucht, waren sie auch schon wieder da und es ging von vorne los. Mir kam es vor, als sei ein Schwarm Guppymännchen hinter einem Weibchen her. Das war also eine Paarung, wenn mehrere Männchen zusammen mit Weibchen gepflegt werden. im ersten Augenblick merkte ich gar nicht was da eben vor mir abläuft. Alles ist das erste Mal.

Da es bei diesem Schautanz eine Weile so blieb, legte ich den Fotoapparat zur Seite und sah dem Treiben eine Weile zu. Auf einmal ging es zur Sache. Vor  lauter staunen, vergass ich beinahe, meinen Fotoapparat wieder zur Hand zu nehmen, um der Dinge die kommen sollten, gewappnet zu sein. Das Weibchen nahm seinen Hinterteil nach vorne, das Männchen ebenfalls. Und da musste die Kopulation gewesen sein. Sollte dies eine Scheinpaarung gewesen sein, oder nicht? Nach ein paar Tagen entdeckte ich, als sich ein Weibchen am reinigen des Rostrals war und das es Eier trug. Im Normalfall, konnte ich am Weibchen überhaupt keine Eier erkennen. Erst wenn es sich am reinigen war, konnte man sehen, ob Eier vorhanden waren oder nicht. Da ich zwei Weibchen besass, wusste ich auch nicht, welches der Beiden ich bei der Paarung beobachtete. Ebenfalls war für mich die Inkubationszeit der Eier unbekannt.

Ich überlegte mir, wie ich am einfachsten zu einem kleinen Reaktor kommen konnte, ohne einen grossen Aufwand zu betreiben. Das hiess für mich, auf, respektive im Aquarium musste die Lösung gefunden werden.

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Ganz links die Artemia- Zucht Rechts der Reaktor

Nach reiflicher Überlegung stand fest, wie ich es lösen konnte. Die Überlegung ging davon aus, ein separates Becken, das jedoch über den ganzen Kreislauf des  Aquariums laufen sollte, damit ich die Wasserwerte voll im Griff haben konnte. Zudem wollte ich  das Becken im Filterabteil platzieren. Ich nahm eine dünne Plexiglas- Folie von 65cm Länge und 33cm Breite. Länge gleich Umfang. Zusammengeklebt gibt es bei ca. 2cm Überlappung rund einen Durchmesser von ca. 17cm. Um die Wasserwerte im Griff zu haben, wurde kein Boden eingeklebt, sondern direkt in den Sandboden im Filter ca. 2 cm hineingesteckt. Mit einem Innenfilter ohne Schwämme wurde so viel Wasser in den Zylinder hineingepumpt, dass das durch den Sand gepresste Wasser wieder ohne grossen Druck über der Boden entweich. So wurde gewährleistet, dass stetig frisches Wasser hinzukam und die Wasserwerte stabil blieben. Es war eine Feinabstimmung, damit nur soviel Wasser hinein floss, dass kein zu starker Überdruck entstand. Anschliessend wurden einige Algen und ein lebender Stein hineingelegt, damit sich die Sexy- Shrimps auch verteilen konnten. So war die Gewähr, dass wenn Larven abgegeben wurden, alle schon im Zylinder gesammelt waren und ich so die ganze Schar ohne Verluste zum abfischen bereit war.

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 Ein kleiner Algen-Dickicht mit den 12 Sexy- Shrimps

Ich war überzeugt, dass ich so in Kürze eine Menge kleiner Sexy- Shrimps mein Eigen nennen könne. Nun war ich bereit und konnte mit der Zucht anfangen. 

 

 

 

 

 

Vier Tage spätBild7.jpger, an einem Samstag war ich leider an einem Geburtstag und kam erst am Sonntagnachmittag nach hause. Als Erstes war das Nachsehen, ob sich etwas getan hatte. Und siehe da. Es schwammen junge Sexy- Shrimps Larven im Becken.

Ein Weibchen bei der Reinigung ihrer Eier

 

 

 

 

 

Aber ich konnte nur zwei zählen, mehr nicht. Nach genauerem hinsehen, stellte ich fest, dass zuviel Wasser hinein floss und so sich ein Sog entwickelte, dass auch die Larven hinein bzw. hinausgespült wurden. Drei Tage später konnte ich um zweiundzwanzig Uhr zwischen fünfzig und hundert neue Larven zählen. Ich glaubte, die ganze Sache im Griff zu haben und liess die Larven im Zylinder. Das war nicht klug, wie es sich später herausstellte. Denn  am morgen konnte ich wieder nur zwei Larven zählen. Nun, die Alttiere schienen kaum Notiz an den kleinen zu haben, waren doch einige kleine junge Minigarnelen im Zylinder, von welchen Sie ebenfalls keine Notiz machten.

Jedoch andern Tags konnte ich jedoch wieder keine Garnelen mehr finden und stand somit wieder auf Null Larven.

Ich war sowieso mit diesem Zylinder nicht so ganz zufrieden. Da es doch eine wackelige Angelegenheit  darstellte. Ein kleiner Schwenker mit der Hand, und das ganze kam in Schräglage. Obwohl keine Garnele bis Anhin entwich, jedoch die Jungen herausgespült wurden, musste eine andere Lösung her.

Für den zweiten Versuch nahm ich ein zehn Liter fassendes Plexiglas- Aquarium für die Ausgangslage. Ein ovales Loch mit einem für Brachionus ausgelegten Sieb als Auslauf abgeklebt. Für den Zulauf nahm ich einen Schwammfilter, mit aufgesetztem Filterschwamm.

Bild8.jpgOval ausgeschnittenes Loch im Plexiglasaquarium mit einem Netz. So war gewährleistet, dass sauberes Wasser hineinkam, durch den Überdruck der entstand, wurde das überschüssige Wasser durch das Sieb hinausgepresst. Wichtig, wie sich herausstellte, musste das Sieb täglich mit einer Zahnbürste gereinigt werden, damit das Sieb nicht verstopfte. So konnte ich sicher gehen, dass es keinen zu starken Überdruck im Auslauf des Beckens entstehen konnte, denn je mehr verstopft der Auslauf wäre, je stärker der Sog im noch unverstopften Teil des Auslaufs. Das Aquarium wurde mittels zwei Styroporstreifen seitlich des Aquariums in den Filterteil hineingelegt. Durch die Styroporstreifen schwamm nun das Aquarium im Filter. Die Garnelen beliess ich im Zylinder, wobei ich nachts die Wasserzufuhr einstellte und nur ein Luftheber mit geringem Luftauslass das Ganze durchströmte. Da ich nun wusste, in welchem Abstand die Garnelen in etwa ihre Larven freiliessen, konnte ich zur richtigen Zeit die Larven zwei bis drei Stunden nach Lichterlöschen abfischen und ins Aufzuchtbecken überführen. So wurde auch gewährleistet, dass das Wasser in dem Augenblick vom Abfischen, identisch mit dem Aufzuchtwasser sein musste.

Hier ein Weibchen, zu erkennen daran, dass Erstens der Fleck am Ende des Rumpfes unterbrochen ist und Zweitens bulliger erscheint. Wieso dieses Merkmal noch nie in einem Bericht erwähnt worden ist, ist mir Schleierhaft. Denn ein besseres Merkmal kann es meiner Meinung nicht geben, denn wenn man Weibchen oder nur Männchen pflegt.

Ich bin echt stolz, dass ich diesen speziellen Geschlechtsunterschied bei den Thor Amboinensis herausgefunden habe.

  Das WeibBild9.jpgchen: Unterbrochen, zweigeteilt und wirkt bulliger.  
 

 Da die Garnelen in etwa alle  vierzehn Tage ihre Larven freiliessen, wartete ich nun auf den Tag X. Bei mir sollte es an einem Montag sein und anschliessend bis Donnerstagabend durfte ich so täglich meine Larven abfischen.

 

 

 

 

Von den rund einhundert Larven zählte ich am anderen Abend nur noch gerade 20. Wieso das die anderen nicht mehr da waren, war mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Nichts dem zum Trotz, fütterte ich regelmässig weiter. Am Abend des sechsten Tages waren nur noch fünf Larven vorhanden und ich begann daran zu glauben, dass die Larven mit grösster Wahrscheinlichkeit verhungert sein mussten. Bis dahin konnte ich nie sehen, dass die Larven auch nur den Versuch tätigten, um ein Artemia- Krebschen zu fressen.

Daraus schloss ich, dass diejenigen, welche in den Veröffentlichungen jeweils schrieben, man könne die Thor Amboinensis mit frisch geschlüpften Artemien aufziehen, für mich einfach nicht stimmen konnte.

Also überlegte ich mir, wie ich mit dem Futter zum Ziele kommen konnte. Es gab für mich wohl oder Übel nur eine Möglichkeit. Es mussten Brachionus her. Durch nachfragen in unserem Verein fand ich jemanden, der Brachionus züchtete. So kam es, dass er an den nächsten Vereinshock einen Liter Brachionus mitbrachte und ich so einen neuen Grundstein für meine Thor amboinensis- Zucht beisammen hatte.

Statt Phytoplankton wurde künstliches Futter genommen, weil ich mangels Platz nicht noch ein Aquarium herumstehen haben wollte. In der Zwischenzeit versuchte ich das Ganze noch einmal mit Salinenkrebschen. Wer weiss, vielleicht war ja sonst etwas nicht so recht in Ordnung, dass es das erste Mal nicht klappte. Aber das Ergebnis blieb das gleiche.

 Das MBild10.jpgännchen: Band zusammen, nicht unterbrochen und schlanker

  

 

 

 

 

 Auf der Suche nach Sexy- Shrimps

 

Einen Monat später waren wir bei unseren Fischhändler und ich sagte zum Spass, Sexy- Shrimps hast du keine bekommen? Er schmunzelte und  zeigte mir ein Becken, wo ich am hinteren oberen Eck fünf verschieden grosse Garnelen entdecken konnte. Und hier unten im Filter haben sich auch noch zwei verkrochen, erwiderte er. Ich konnte Weibchen und Männchen erkennen bis auf drei Kleinere, die ich jedoch noch nicht zu definieren wagte. Aber ich nahm alle Neune, sodass ich so einen kleinen Zuchtstamm mit meinen drei zu Hause zusammenbrachte. Durch meine drei zu Hause, war auch verschiedenes Blut, wie man so schön sagt, mehr oder weniger sicher gestellt.

Die ersten Larven

Bei mir war es der Samstag, der 15. März 2008. Um zweiundzwanzig Uhr war der erste Versuch mit der Taschenlampe. Aber es konnten keine Larven entdeckt werden. Um dreiundzwanzig Uhr dann, da war einiges los im Zylinder, wo die Alttiere waren. Durch den Lichtkegel mit der Taschenlampe ergatterte ich um die einhundert Larven, welche ich mit einem Saucenschöpfer abfischte. Die Larven wurden direkt in mein vorbereitetes Aquarium freigelassen. Die Wasserwerte waren ja identisch, wodurch die Larven damit kein Problem bekommen konnten. Nach einer guten Stunde fand ich keine Larven mehr im Zylinder. Dem Aufzuchtbecken wurden noch frisch geschlüpfte Salinenkrebse zugegeben, welche ich am Samstagmorgen ansetzte..  Da es erst knapp zwölf Stunden vom ansetzen war, wusste ich, dass diejenigen Salinenkrebschen, welche ich am morgen geben werde, dass ebenfalls kleine, respektive frisch geschlüpft darunter sein werden. So hatte ich das Gewähr, dass steht's kleine Artemien dabei sind, damit die Larven auch etwas zu Fressen haben würden. Zuzüglich auch Brachionus, damit die Laven das fressen konnten, was sie auch bewältigen konnten. Am anderen Tag konnte ich beobachten, wie die Larven an der Wasseroberfläche ihre Kurven absolvierten. Eine Kontrolle, ob sie auch fressen, konnte ich nicht feststellen. Aber ich ging davon aus, wenn in den nächsten Tagen die Garnelen überlebten, so mussten sie auch fressen. So wurde täglich, morgens, mittags und abends, einmal eine kleine Menge frisch geschlüpfter Artemien gereicht. Aber die zahl der Larven wurde doch kontinuierlich kleiner. So war ich nach vierzehn Tagen wieder auf Null. Auch die nächsten zwei Versuche brachten kein besseres Ergebnis.

Leider habe ich zurzeit keine Zeit mehr, um mich mit der Zucht dieser kleinen Juwelen zu widmen. Aber die Zeit wird kommen und dann vielleicht?

 

Text und Bilder: Roland Saladin