Nachzucht Landeinsiedlerkrebs

(Zusammenfassung des Nachzuchtberichts vom 12.01.2012 bis 05.03.2012)

Planung / Zielsetzung
Aufzucht der Larven in einem Anzuchtkreisel. Mehr dazu findet Ihr im Dokument: Anzuchtkreisel.pdf
Die Larvenanzahl wird auf 100 begrenzt. Damit das Verhältnis zwischen Larven und Futtermenge passt.

Futter

  • INVE Artemia Eier AF430
  • PhycoPure (lebendes Plankton)
  • Dekapsulierte Artemia Eier (Drake und Interaquaristik Eigenmarke)
  • Artemia Nauplien aus dem Glas (Ocean Nutrition Instant Baby Brine Shrimp)

 

Die INVE Eier werden mit Hilfe eines Futterautomaten (Rondomatic) alle 3 Stunden ins Wasser gekippt. Damit gewährleistet ist, dass alle 3 Stunden frisch geschlüpfte Nauplien vorhanden sind und eine konstant hohe Futterdichte besteht.

Zusätzlich werden Artemia Nauplien aus dem Glas zu gefüttert. Vor allem in den ersten 24 h in denen noch keine Artemia Nauplien geschlüpft sind. Außerdem ist geplant lebendes Phytoplankton zu verfüttern. Die Entscheidung fiel auf PhycoPure.

Sonstige Planung

  • Beleuchtung: 11 W Meerwasser-Lampe
    • 24h Beleuchtungsdauer
  • Tägliche Anzuchtkreisel-Reinigung (inkl. absaugen der großen Artemia Nauplien)
  • Täglicher Teilwasserwechsel im Kreisel von 50%-80%
    • Täglich frisches neues Meersalzwasser herstellen
    • Destilliertes Wasser
    • Salz: Tropic Marine Pro Reef Salz
    • Salzdichte 1024 (35g pro Liter)

So sollen sämtliche Gefahren (Keime, Bakterien usw.) minimiert werden.

Anmerkung
Bis Tag 41 wussten wir nicht ob es Landeinsiedler- oder Einsiedlerkrebs-Larven waren. Auch wenn einige Punkte dafür sprachen (die hohe Larvenanzahl, potentielle Elterntiere u.a.). Und selbst die Art war lange unklar.

Tag 1 bis Tag 19

Am Tag 1 wurden mehr als 500 Larven im Meerwasser-Teil des Landeinsiedlerkrebs-Terrariums entdeckt.

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Unzählige kleine Larven, ein paar Stunden alt.

Am Morgen als die Larven entdeckt wurden, wurde die Strömungspumpe durch einen Ausströmstein mit Luftpumpe ersetzt. Um die Wasserqualität, die Wasserbewegung und den Sauerstoffgehalt zu sichern. Und um die Larven vor der Strömungspumpe zu schützen.

Außerdem musste noch Meersalzwasser für den Anzuchtkreisel aufgesetzt werden. Da jedoch die Pflicht (sprich: Arbeit) rief, konnte der Anzuchtkreisel erst abends in Betrieb genommen werden. Nun waren die Kleinen 9 Stunden auf sich alleine gestellt.

Abends wurde das aufgesetzt Meersalzwasser in den Anzuchtkreisel gegeben. Außen wurde normales angewärmtes Leitungswasser ins Aquarium gefüllt. Der außen im Wasser angebrachte Regelheizer wurde so eingestellt, dass das normale Leitungswasser auf 26°C erwärmt wird. So wurde gewährleistet, dass das Wasser im Kreisel mind. 25°C hat.

Der Luftschlauch wurde mit einem Regelhahn an ein Röhrchen verbunden und so installiert, dass das Ende des Röhrchens mittig an der Seitenwand und am äußersten Punkt des Durchmessers anliegt. Die Luftblasen steigen am Rand nach oben und setzen so das Wasser in Bewegung.

Das Thermometer hielt an den Acryl-Wänden nicht und musste später außen ins normale Wasser getan werden. Damit war bis auf den Luftschlauch keinerlei Technik im Anzuchtkreisel.

Umsiedeln
Der Raum wurde abgedunkelt und die Larven wurden mittels einer Lichtquelle angelockt. Mit Hilfe eines Schlauchs wurden sie angesaugt und in ein Glas abgelassen. Anschließend wurden sie vorsichtig in das Wasser des Kreiselbeckens gegeben. (Später stellte sich raus, dass es mind. 300 Stück waren.)

Die Larven unterliefen in der Zeit von Tag 1 bis Tag 19 mind. 4 Zoea Stadien. In dieser Zeit war folgender Aufwand notwendig:

Futter

  • Morgens und abends frisch geschlüpft „Artemia Nauplien aus dem Glas“ (von Ocean Nutrition)
  • Zusatzfutter (als die „Artemia Nauplien aus dem Glas“ nicht zur Verfügung standen): ein Prise dekapsulierte Artemia Eier
  • Mit Hilfe eines Futterautomaten wurde alle 3 Stunden eine Prise Artemia Eier (INVE AF430) direkt ins Anzuchtbecken gegeben
  • Bis Tag 9 täglich 1Tropfen Liquifry marine (Plankton), ab Tag 10 ersetzt durch täglich 2-3 Tropfen PhycoPure (lebendes Plankton)

Sonstiges

  • Licht 24 h/Tag
  • Reinigung des Anzuchtkreisels (Seitenwände und Boden)
  • Teilwasserwechsel > 50% mittels eines Schlauchs mit Feinstrumpfhose als Larvenschutz.
  • Absaugung zur großer Artemia Nauplien
  • Ab Tag 14 kamen Schneckenhäuser in den Anzuchtkreisel

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Larve von Tag 14.

Am Tag 15 konnten Häutungen beobachtet werden. Dazu gibt es ein Video: 25 Sekunden schwimmen mit Larven(In Minute: 0.03 sieht man die Teilung der Schwanzflosse)

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Am Tag 19 stehen sie kurz vor der Umwandlung

Tag 20 – Tag 32

Die erste Larve wandelte sich am Tag 20 in eine Megalopa um. Es folgten weitere 20 Stück die sich zur Megalopa umwandelten.

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Die ersten Megalopa

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Megalopa vom Tag 25

Am Tag 25 interessierten sich die ersten für die Schneckenhäuser. Video dazu : Haus Testen

Pflegeaufwand im Anzuchtkreisel von Tag 20 bis Tag 32:

Futter

  • täglich 2-3 Tropfen PhycoPure
  • Ab Tag 21 täglich1-2 Stück marine Garnelen-Krebs-Granulat
  • Ab Tag 22 täglich Frost-Mysis, später täglich dazu noch Frost-Krill
  • Ab Tag 24 1 Tropfen Reef Elements (Dennerle) zu Unterstützung der Häutung

Sonstiges

  • Licht 24h /Tag
  • Teilwasserwechsel > 50% inkl. Reinigung
  • weitere Schneckenhäuser versch. Größen und Formen wurden in den Anzuchtkreisel gegeben.

Übergangsbecken
Da die Megalopa immer länger in den Schneckenhäusern verweilten, wurden die Arbeiten an einem Übergangs-becken in einem kleinen Terrarium fertiggestellt Am Tag 29 war dieses Übergangsbecken einsatzbereit. Mehr dazu findet Ihr hier: Übergangsbecken.pdf

Das erste Wasser ist ein Gemisch aus dem Anzuchtkreisel und neu aufgesetztem Meersalzwasser. Daher sind die Parameter die gleichen wie im Anzuchtkreisel. Die Wasser Temperatur liegt bei 26°C mit einer Salzdichte von 1024.

Die ersten Megalopa wurden am Abend des 29. Tages in das neue Übergangsbecken gesetzt. Alle Megalopa die sich eine längere Zeit in einem Schneckenhaus aufhielten, wurden ins Übergangsbecken des Terrariums gesetzt.

Pflegeaufwand im Übergangsbecken von Tag 20 bis Tag 32:

Futter

  • täglich Frost Krill und Mysis
  • täglich marine Garnelen-Krebs-Granulat
  • täglich 1-2 Tropfen PhycoPure
  • 1 Tropfen Reef Elements (Dennerle)

Sonstiges

  • Licht 24 h/Tag
  • Teilwasserwechsel > 50% inkl. Reinigung
  • Weitere Schneckenhäuser wurden ins Übergangsbecken gelegt

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Diese drei Megalopa wurden am Tag 32 ins Übergangsbecken getan

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Megalopa Tag 32

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Megalopa Tag 32

Tag 33 bis Tag 55

Ab Tag 33 sind alle 17 Megalopa samt Haus ins Übergangsbecken gesetzt worden. Der Anzuchtkreisel wurde geleert und gereinigt. Ab diesem Tag musste nur noch das Übergangsbecken weiter gepflegt werden.

Folgender Aufwand wurde ab diesem Tag betrieben:

Futter

  • Täglich Frost-Krill und Frost-Mysis
  • Täglich 1-2 marine Garnelen-Krebs-Granulat
  • Ab Tag 41 wurde das Becken mit allem notwendigem bestückt (Moos, Futter, Verstecke etc.)
  • Ab Tag 41gab es täglich versch. frisches Obst , rote Mückenlarven, Pellets und Kokosnuss.
    • Sepiaschale, Eierschale und Spirulina
  • Ab Tag 52 wurde die Fütterung im Wasser ganz eingestellt

Sonstiges

  • Licht 24 h/Tag (bis Tag 43)
  • Teilwasserwechsel > 50% inkl. Reinigung
  • Ab Tag 44 wurde die Beleuchtung langsam auf Tag- und Nachtrhythmus umgestellt.
    Erst mit einer 25 W Exo Terra Glo Lampe und später mit einem Mondlicht (blaue LEDs).
    • Tag-Beleuchtung von 9 Uhr bis 21 Uhr
    • Nacht-Beleuchtung von 21 Uhr bis 9 Uhr
  • Haltungsparameter im Übergangsbecken:
    • Temperatur geregelt per Thermocontrol Pro auf 26°C tagsüber und 22°C nachts.
    • Luftfeuchtigkeit durch Sprühen. Werte liegen bei 65% tagsüber und 85% nachts.
  • Wassertemperatur: 26°C
  • Salzdichte: 1024

Die Megalopa entwickeln sich gut. Sie fressen gut, wechseln die Schneckenhäuser und erkunden das Wasserbecken. Der Ast, der als Ausstiegshilfe dient, wurde auch schon recht früh erkundet.

Am Tag 41 zeigte sich der erste außerhalb des Wassers.
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Die beiden ersten mutigen am Tag 41.

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Der Außenbereich wurde daraufhin umgestaltet, Futter, Moos und Klettermöglichkeiten kamen hinzu.

Am Tag 42 krabbelte der erste an Land. Ab dem Tag ist es Fakt: es sind Landeinsiedlerkrebse.

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Tag 42: der erste färbt sich anscheinend auch schon ein bisschen um.

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Tag 44, sie sind so klein!

Am Tag 47 befanden sich schon 11 Stück an Land und erkundeten das Terrarium.

Man erkennt immer mehr Details, wie zum Beispiel die inneren Fühlerpaare und auch die große Schere.

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Tag 47: man erkennt schon die inneren Fühler

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Tag 48: die große Schere ist schon deutlich gewachsen

Ab Tag 48 fangen sie an auch anderes Futter zu fressen. Wie zum Beispiel rote Mückenlarven. Dazu gibt es auch ein Video: hm yummy Mücken

Am Tag 50 erkennt man schon sehr deutlich deren Entwicklung. Sie sehen immer mehr aus wie kleine Mini-Landeinsiedlerkrebse. Anhand der Nahaufnahmen bestätigte sich die Vermutung, daß es sich um die Art C. violascens handelt.

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Er hat das größte Haus an (Tag 50)

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Sieht schon aus wie ein kleiner C. violascens.

Am Tag 53 wurden 14 Stück an Land gezählt. Zu diesem Zeitpunkt wagten sie sich an größere Schneckenhäuser und fraßen alles was angeboten wurde.

Allerdings gab es auch das erste Häutungsproblem. Er hat es leider nicht überlebt. Aber diese erste Häutung ist eine kritische Phase in der Entwicklung von Landeinsiedlerkrebse.

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Sie fressen Pellets.

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Und auch Kokosnuss.

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Der kleine Kerl hat seine erste Häutung nicht überstanden.

Am Tag 54 schienen weitere zur Häutung eingebuddelt zu sein. Die Umwandlungen zu Jungkrebsen scheinen nun im vollen Gange zu sein. Die Kleinen wirken auf jeden Fall sehr munter und erkunden das komplette Terrarium.

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Die kleinen Minis sind viel unterwegs.

Leider ist es nicht möglich zu sagen, wie viele sich häuten oder gehäutet haben. Es bleibt abzuwarten wie viele der Tiere die Umwandlung zum Jungkrebs schaffen. Aber das wird sich erst in den nächsten Wochen herausstellen.

Hier noch ein grafischer Überblick über die gesamte Entwicklung der Larven:

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Die Entwicklung der Larven

Das Diagramm zeigt den Larven-Verlust an, sowie die Zeitpunkte ab wann sich die Zoea in eine Megalopa umwandelten und ab wann die ersten an Land gingen. Aufgrund der Größe und der Anzahl der Larven war das Zählen in den ersten Wochen so gut wie unmöglich. Daher stellt das Diagramm nur einen groben Überblick dar.

Informationen und Quellen

Die Angaben zur Haltung meiner Landeinsiedler- und Einsiedlerkrebse findet Ihr hier. Viele weitere Informationen rund um Landeinsiedlerkrebse findet Ihr im Landeinsiedlerkrebs-Forum.

Als weitere Informationsquellen lagen folgende Dokumente vor:
„Larval development of the land hermit crab Coenobita compressus H. Milne Edwards reared in the laboratory“, von R. Brodie und A.W. Harvey
“Ontogeny of shell-related behaviors and transition to land in the terrestrial hermit crab, Coenobita compressus” von R. Brodie

Ohne Hilfe wäre das nicht möglich gewesen!

Deswegen geht ein dickes „Danke schön“ an alle Unterstützer im Landeinsiedlerkrebs-Forum und im IfMN-Forum, an Uwe S. (Meerwassershop.de und Nachzuchtenregister), an die technische Produktionsleitung (robaG) und an Renae Brodie. Sie alle standen mir mit wertvollen Tipps, Anregungen und Informationen zu Seite.

Danke Euch allen, Ihr tragt "Mitschuld" am Erfolg :)

© auf Texte und Bilder: M. „Curlz“ Schmitz. 2012