Auf den ersten Blick scheint die Artemiakultur eine der einfachsten Lebendfutterkulturen zu sein. Doch dem ist leider nicht so. Das Ausbrüten der Nauplien stellt zwar keine hohen Ansprüche an Material und Zysten, möchte man aber die Nauplien bis zum adulten Artemia kultivieren, gibt es einige Probleme welche schon mit dem 4.-5. Lebenstag beginnen. Bekannt sind 8 Nauplienstadien welche auch als "Instar I - Instar VIII" bezeichnet werden. Der wohl häufigste Fehler ist, das viel zu wenig gefüttert wird und dazu noch das falsche Futter benutzt wird. Frisch geschlüpfte Nauplien fressen noch nicht. Erst nach der ersten Häutung hat sich ein vollständiges Verdauungsorgan gebildet (siehe Instar II). Davor wird vom "Dottersack" gezehrt. Da Artemia keine selektiven Filtrierer sind, nehmen sie alles auf was eine bestimmte Partikelgrösse hat. Anfänglich sollten die Futterpartikel nicht grösser als 20 µ sein. Lebende Algen sind hier von grossem Vorteil, da die Nauplien am Anfang der Kultur noch wenig Nahrung aufnehmen und so dauert es relativ lange bis alles aufgebraucht ist. Totes Futter sinkt dagegen sehr rasch zu Boden und ist für die Nauplien verloren, belastet jedoch das Wasser stark. Abhilfe kann man durch die Einleitung von Luft schaffen, die aber nur leicht dossiert werden soll, sodass man die einzelnen Blasen erkennt. Neben einer geringen Wasserbewegung wird auch das Futter in Schwebe gehalten, damit es für die Nauplien als Nahrung erreichbar bleibt. Auch bei lebenden Algen ist die Lufteinleitung von Vorteil, denn diese haben die Neigung sich an den am stärksten beleuchteten Stellen des Gefässes zu sammeln. Sind die Nauplien 4 bis 5 Tage alt kann es vorkommen dass das gesamte Becken kippt, die Nauplien über Nacht alle absterben. Vor allem in solchen Becken die zuvor gründlich gereinigt wurden und so gut wie "steril" sind, kommt es zu diesem "Massensterben". Ab dem Instar II-Stadium nehmen die Nauplien selbstständig Futter auf und das kann dazu führen, das das Futter nicht richtig oder gar nicht verdaut wird, was letztlich zum Tode führt. In der Natur nehmen Artemia neben Algen und Detritus auch Bakterien auf, die zum Teil verdaut werden aber auch dazu dienen die Nahrung aufzuschliessen zu der die Nauplien noch nicht richtig in der Lage sind. Dieses "Massensterben" kann dadurch verhindert werden, dass entsprechende probiotische Bakterien in das System gebracht werden. Am einfachsten geschieht das in dem man etwas Detritus aus einem alten Artemia-Becken entnimmt und dem neuen zufügt. Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung von besonderer Erde. Als Erde darf nur solche genommen werden welche keinerlei Dünger oder Pestizide enthält. Diese findet man überall dort wo Wiesen längere Zeit naturbelassen wurden. In die Gefässe wird nur ganz wenig gegeben damit sich später keine Faulstellen bilden. Natürlich könnte man auch Bakterienkulturen zu geben. Jedoch benötigen die Bakterien auch ein Trägermateial auf den sich diese ansiedeln können. Also bleibt die Erde die einfachste und auch preiswerteste Variante in das System Bakterien einzubringen. Leider gibt es über die Bakterienarten die sich an besten dafür eignen wenig Aufzeichnungen oder Hinweise im Internet. Obwohl es gesicherte Erkenntnisse über sogenannte probiotische Zusätze bei der Garnelenkultur gibt, wurde das aber bei der Artemiakultur noch nicht publiziert. Die Erfahrung mit probiotischen Bakterien aus der Garnelenkultur zeigen aber recht positive Ergebnisse. Es dürfte sicher nur eine Frage der Zeit sein bis es auch für die Artemiakultur derartige probiotische Präparate gibt.
Eine nicht unwesentliche Bedeutung hat die Wasserzusammensetzung. Da die natürlichen Gegebenheiten sehr unterschiedlich in der Zusammensetzung und in der Salinität sind, ist es auch verständlich, dass man nicht für jede Zysten-Herkunft ein besonderes Wasser verwenden kann. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen chloridischen-, sulfatische- und karbonatischen Gewässern. In der Praxis wird meist natürliches Meerwasser verwendet, da das in ausreichender Menge und zu einem sehr geringen Preis zur Verfügung steht. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass die Salinität von Meerwasser nicht so gut für das Wachstum der Artemia ist. Ein Salzgehalt von ca.70g/L ist aus mehreren Gründen besser für die gesunde Entwicklung der Tiere.
Einerseits entspricht die höhere Salinität wesentlich besser des natürlichen Vorkommens und andererseits werden viele Krankheitskeine unterdrückt, welche die Nauplien schädigen können. Insbesondere Vibrio- und Aeromonas-Arten sind zu nennen, die nicht nur Meerestiere wie Fische und Garnelen befallen können, sondern auch für den Menschen pathogen sind.
Artemia-Wasser - ARC
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|
g
|
NaCl
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31,08
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MgCl2
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6,09
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CaCl2
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1,53
|
KCl
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0,97
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MgSO4
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7,74
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NaHCO3
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1,20
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H2O
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1L
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Als recht brauchbar hat sich die oben stehende Minerals-Mischung erwiesen. Ein wichtiger Aspekt einer Salzmischung ist der Kostenfaktor, der nicht unerheblich bei einer Artemia-kultur ist, da Salz auch zur Algenkultur gebraucht wird.
Ist diese Phase (Massensterben) überstanden, dürfte es kaum noch zu Problemen bei der Kultur kommen. Unter optimalsten Bedingungen hat man nach 2 Wochen ausgewachsene Artemia. Artemia sind sehr starke Verbraucher denn sie fressen so gut wie immer. Das drückt sich auch dadurch aus, das laufend Futter nachgegeben werden muss, soll die Kultur nicht ins stocken geraten. Ausgewachsene Artemia benötigen grosse Futtermengen die man mit lebenden Algen nur schwer heranschaffen kann. Darum wird meist mit Ersatzstoffen gefüttert. Mais- oder Reismehl selbst Milchpulver sowie Hefe wird gefüttert. Zwar sind diese Ersatzfuttermittel für grosse Kultureinheiten notwendig sollen die Kosten im Rahmen bleiben aber diese Artemia sind von minderer Qualität denn ihnen fehlen die so wichtigen Omega-3-Fettsäuren und verschiedene Vitamine die nur in Algen vorkommen. Bei der Hefefütterung sollte möglichst Bierhefe verwendet werden da die gewöhnliche Bäckerhefe sich als ungeeignet erwiesen hat.
Wie auf der Algen-Seite beschrieben, besteht die Möglichkeit auch getrocknete Algen (Spirulina und Dunaliella) in Form einer Suspension zu verfüttern. Vorausgesetzt die Futterpartikel sind klein genug um gefressen zu werden. Diese Algen beinhalten alle Nährstoffe welche notwendig sind, um gesunde Fische zu erzeugen. Somit sind sie zwar eine Alternative zu lebenden Algen sollten aber nicht als alleiniges Futter verwendet werden. Auch die ebenfalls erwähnten Algenkonzentrate sind eine praktikable Lösung in Bezug auf alternative Futtermittel. Einzige Einschränkung gibt es bei allen Futtermitteln - ausser lebenden Algen - sie setzen sich mehr oder weniger schnell am Boden ab. Deshalb macht sich eine geringe Wasserumwälzung notwendig um das Futter in Schwebe zu halten.
Auch bei Artemia gilt, das grosse Gefässe besser sind als kleine. Durch die starke Fütterung und die Ausscheidung der Artemia bleibt eine Wasserverschmutzung nicht aus. Der Ansammlung von Detritus sollte mit entsprechend dimensionierten Filtern entgegengewirkt werden. In kleinen Gefässen ist ein Luftheber mit Schwammfilter ausreichend, da sich in diesem Schwamm sehr viele nützliche Bakterien ansiedeln können, welche zur Wasserreinhaltung betragen. Besteht die Möglichkeit im Freiland einen Salzteich anzulegen, so kann man das ganze System nahe einer natürlichen biologischen Kultur betreiben.