Einleitung
Um dann einmal in nicht allzu ferner Zukunft erfolgreich Fischlarven aufziehen zu können, brauchen wir eine gut laufende Zooplanktonkultur. Im Wort "Zooplankton" steckt "Zoo" was Tier heisst und "Plankton" für eine Lebensweise als Treibgut in der Strömung der Ozeane. Die Bedürfnisse von Zooplankton sind denen von Phytoplankton nicht unähnlich:
Wasser
Temperatur
Strömung
Sauerstoff
Nahrung
Wasser
Wir nehmen Osmosewasser und fertigen dann mittels einer gängigen Salzwassermischung Salzwasser mit einer Salinität von 30-35 an. Zooplankton ist nicht sehr empfindlich in Bezug auf Salinität, ich empfehle aber aus Praktikabilitätsgründen alle Kulturen mit einer Salinität welche der unseres Aquariums entspricht, also 35 o/oo zu betreiben. Ich habe immer ein 120 Liter Kunststofffass mit Salinität 35 als zentrale Salzwasserquelle im Keller stehen.
Temperatur
Damit sich unser Zooplankton im Winter keinen Schnupfen holt, ist ein Aquarienheizstab nötig. Ich benutze Mini-Aquarienheizer aus Hongkong mit einer fix eingestellten Temperatur von 25 Grad. Im Web habe ich eine Tabelle gefunden, welche die Entwicklungszeit der Brachionus im Verhältnis zur Temperatur aufzeigt:
Temperature (°C). |
15°C |
20°C |
25°C |
Time for embryonic development (days). |
1.3 |
1.0 |
0.6 |
Time for young female to spawn for the first time (days). |
3.0 |
1.9 |
1.3 |
Interval between two spawnings (hours). |
7.0 |
5.3 |
4.0 |
Length of life (days). |
15 |
10 |
7 |
Number of eggs spawned by a female during her life. |
23 |
23 |
20 |
(Quelle: http://www.fao.org/docrep/003/w3732e/w3732e0h.htm)
Bei Brachioni kann man also mit gutem Recht sagen, dass sie mit dem D-Zug durch die Kinderstube fahren: Embryonalzeit dauert 4 Stunden, nach 32 Stunden werden die Girls schwanger und kaum haben sie ihr erstes Kind zur Welt gebracht, liegen sie 4 Stunden später schon wieder mit einem Typen in der Kiste. Am Schluss ihres langen und erfüllten Brachionus-Lebens von einer Woche, scharen sich die 20 Kinder um das Bett von Brachi-Oma. Die Enkel und Urenkel und Ururenkel müssen leider wegen Platzmangel draussen bleiben.
Strömung und Sauerstoff
Strömung ist zwar für Zooplankton nicht unbedingt nötig, sorgt aber für eine gute Durchmischung in unserer Kultur und da wir sowieso Sauerstoff (O2) zuführen müssen, lassen wir über ein Kunststoffrohr grobperlig Luft in unser Aufzuchtsgefäss strömen. Ungefähr eine Luftblase pro Sekunde ist gut genug.
Nahrung
Wir wissen ja von uns selber, dass wir ohne Pizza, Spaghetti, Kebab und Bier nicht zu Höchstleistungen fähig sind, genau so geht es unserem Zooplankton. Zooplankton ist nicht sehr wählerisch und wir könnten diese wohl (theoretisch) auch mit Pommer Frites aufziehen. Da wir unser Zooplankton aber schlussendlich als Futter für unsere Jungfischbrut verwenden wollen, ist hochwertigere Nahrung nötig. Wir füttern unser Zooplankton also mit Phytoplankton. Ist die Zooplanktonkultur immer leicht grünlich, dann haben unsere Zooplanktönchen immer genügend gesunde Leckereien auf ihren Tellerchen. Bevor wir von der Zooplanktonlösung in unsere Photokultur geben, leeren wir vorher die gleiche Menge Wasser durch ein Sieb ab. Den Inhalt des Siebes geben wir zurück in die Kultur. Auf diese Weise haben wir eine Art Wasserwechsel gemacht und Abfallstoffe aus der Kultur entfernt.
Ernte
Ist unsere Kultur von Zooplankton schön dicht, dann können wir mittels Sieb die gewünschte Portion an Zooplankton ernten.
Marine Copepoden - Tiggerpods
Marine Copepoden sehen aus wie kleine Krebschen und leben am Boden im Mulm. Aus diesem Grunde eigenen sich flache Schalten am besten zur Kultivierung. Aus meiner Sicht sind Marine Copepoden als Aufzuchtfutter für die ersten Tage von Amphiprion Ocellaris nicht geeignet. Es ist zu befürchten, dass ausgewachsene Copepoden in der Lage sind geschwächte Fischlarven anzugreifen. Sollen Tiggerpods verfüttert werden, würde ich die grössten Tiere mit einem groben Sieb entfernen und nur kleinere Tiere verfüttern.
Brachionus Rotundiformis
Barchios sind die Kartoffelsäcke des Zooplanktons. Unermüdlich schaufeln sie sich mit ihren Wimpern alles in den Schlund, was um sie herumschwirrt. Aus diesem Grunde sind sie ideal geeignet zur Aufzucht von Fischlarven. Da sie über keine Krebsscheren verfügen, können sie unseren Lieblingen auch nicht auf den Pelz rücken, wenn sie mal miese Laune haben.
Kontrolle und Trennung von Mischkulturen
Mit der Zeit wird man ein Auge dafür entwickeln, was für Zooplankton in einer Kultur herumschwimmen. Dennoch ist es ratsam von Zeit zu Zeit mit einem Sieb eine Probe aus der Kultur zu entnehmen und diese unter dem Mikroskop zu betrachten. Die ganz kleinen Punkte, welche herumschwirren, sind Cyliaten und sind Begleiter der meisten (nichtsterilen) Kulturen und kein Anlass zur Sorge. Brachionus sehen aus wie Barbapapa und tragen hinten meistens mehrere Eier mit sich herum. Etwa 2-3 mal grösser, können wir allenfalls Artemia-Nauplien entdecken: Da haben wir wohl unsauber gearbeitet und ein paar Dauereier in die Kultur eingeschleppt: Nicht gut, denn die Artemien werden schnell wachsen und alles um sie herum fressen. Zirka 3x grösser als Artemia-Nauplien erkennen wir allenfalls Zooplankton mit Scheren und "Schwanzfedern", das sind dann Copepoden/Tiggerpods.
Will man Mischkulturen wieder trennen, eignet sich eine Kaskade von groben und feineren Sieben durch die man das Kulturwasser laufen lässt. Im ersten groben Sieb werden grosse Artemianauplien und Copepoden hängen bleiben, im feineren Sieb dahinter die Brachioni. Mit Salzwasser aus einer Spritzflasche oder Spritzenpumpe kann man den Inhalt des feinen Siebes einfach wieder in ein neues Gefäss geben und mit der Vermehrung der neuen Kultur weitermachen.
Copyright Text und Bilder: Andreas Horvath; Fishgimmicks für Züchter