Moina

Moina im Salzwasser?

Moina ist in der Süsswasseraquaristik besser bekannt als Japanischer Wasserfloh. Es gibt aber auch andere Moina-Arten welche aus salinen Gewässern stammen.  Über diese salinen Moina Arten ist recht wenig an Wissen vorhanden und daher ist man gezwungen auszuprobieren in wie fern man Erfahrungen der Süsswasser Moina übernehmen kann. Was sich nicht von dem Süsswasserpendant unterscheidet ist die Art der Nahrungsaufnahme. Auch die Grösse der adulten Tiere ist ähnlich der der Süsswasser-Art. Frisch geschlüpfte Tiere sind ca. 0,4 mm und adulte um 1,5 mm gross. Die männlichen Tiere bleiben kleiner als die weiblichen welche je nach Beschaffenheit des Wassermilieus entweder Eier legen oder lebende Junge zu Welt bringen. Mit zunehmender Individienzahl werden mehr männliche als weibliche Tiere gebildet. Das gleiche trifft auch bei einer Verschlechterung der Wasserqualität oder Nahrungsmangel zu. Moina bilden mehr oder wenig grosse Schwärme, welche sich meist nahe der Wasseroberfläche aufhalten und ein Anzeichen für eine funktionierende Kultur sind. Dies ist besonders in den Morgenstunden zu beobachten, wo sie dann recht einfach eingefangen werden können.

Verwendungszweck

Für welche Tiere

Da Moina im Verhältnis zu anderen Futtertieren relativ klein sind eignen sie sich hauptsächlich als Futter für Jungtiere. Besonders Seepferdchen profitieren von diesem lebenden Futtertieren da sie ebenso wie Artemia angereichert werden können. Besser als eine Anreicherung ist allerdings die Fütterung mit verschiedenen lebenden Algen im Wechsel. Getrocknete Algen werden nicht besonders gut aufgenommen da sie wahrscheinlich zu grosse Partikel bilden. Selbst nach längerer Behandlung mit einem Mixgerät wird die Nahrungsaufnahme nicht verbessert. Gleiche Erfahrungen konnte ich mit Spirulina machen, das durch ein spezielles Verfahren zu Pulver verarbeitet wurde.  Es ist gut möglich, das getrocknete Algen nicht so gut verdaulich sind als lebende.
Moina sollten nach der Ernte immer ausgesiebt und nur die grossen Tiere verfüttert werden. Die jungen Moina verwendet man für die Weiterkultur oder zum Erweitern. Eine Lagerung ist im Kühlschrank für wenige Tage möglich aber nicht empfehlenswert, denn die Moina zehren von Ihrem Futtervorrat und eine Fütterung in dieser Umgebung ist unangebracht, weil die Tiere bei diesen Temperaturen so gut wie nichts fressen. Besser ist es, die Tiere in einem separaten Becken bei gleichen Bedingungen wie in den Kulturbecken zu hältern bzw. fängt man nur soviel wie man auf einmal verfüttern kann.

Arten

Welche Art Moina

Der überwiegende Teil der Moina-Arten kommt im Süsswasser vor. Die Arten, die saline Biotope bewohnen findet man in Spanien und Portugal. Denn dort gibt es  noch natürliche Salinen mit Moina-Vorkommen. Über die bekanntere Moina macrocarpa gibt es viele Aufzeichnungen über Kulturverfahren und Techniken für Hobbyzüchter. Für "Salzwasser"-Moina trifft das leider nicht zu. Die nachfolgenden Arten leben in salinen Gewässern Europas. 

Fam. Moinidae Goulden, 1968
        Gen. Moina Baird, 1850 
                Moina micrura Kurz, 1875
                Moina salina Daday, 1888

Kulturausrüstung

Kultur der "Salz"-Moina

Beginnt man mit einer Kultur so sollte das Gefäss nicht zu gross sein damit sich die wenigen Tiere in dem Gefäss nicht verlieren da das zu einer verlangsamten Vermehrung führt. Sobald sich im Kulturgefäss eine Schwarmbildung zeigt kann in ein grösseres Gefäss umgesetzt werden so es erforderlich scheint. Frisch angesetzte Gefässe welche sozusagen noch „steril“ sind brauchen recht lange damit sich eine ausreichende Vermehrung einstellt. Wie schon bei den Copepoden beschrieben, ist es vorteilhaft etwas Wasser aus einem „eingefahrenen“ Becken ins neue Kulturgefäss zu geben. Zweifelsfrei nehmen Moina neben Algen und Detritus auch Bakterien auf. Die Vermehrung nimmt nämlich sprunghaft zu sobald sich etwas Detritus gebildet hat. Eine Vermehrung der Bakterien lässt sich durch verschiedene SELCO-Produkte ankurbeln. SELCO 3000 sollte aber nicht als Futter verwendet werden weil es das Wasser sehr schnell verdirbt. Eine einmalige kleine Portion reicht völlig aus. Ausserdem bildet sich mit jeder Fütterung ein wenig Detritus der hauptsächlich von den jungen Moina geschätzt wird.  Die Moina entwickeln einen recht guten Appetit und benötigen grosse Mengen lebender Algen. In der Hauptsache sind es die jungen Tiere die im Detritus nach fressbaren suchen denn mit zunehmendem Alter nehmen sie ihr Futter mehr im Freiwasser als vom Boden. Benutzt man keine lebenden Algen so sollten die Futterportionen sehr klein sein damit nicht zu viel sich am Boden absetzt. Eine Wassersbewegung lieben Moina nicht und darum ist es viel schwieriger das Futter in der Schwebe zu halten als bei anderen Futterzuchten. Hier sind lebende Algen gegenüber allen anderen Futtermitteln klar im Vorteil. Aber auch hier gilt weniger ist mehr. Es sollte immer erst dann gefüttert werden wenn das alte Futter völlig aufgebraucht ist. Solange der Darm der Moina mit Futteralgen gefüllt ist - was sehr gut zu beobachten ist - sind im Wasser noch Futteralgen vorhanden. Mit der Zeit bekommt man auch einen Blick dafür wie viel und wie oft gefüttert werden muss. Als Kulturwasser wird normales Meerwasser verwendet. Zu beachten wäre noch das der Salzgehalt nicht zu weit absinkt. Denn beim verfüttern könnte es passieren das die Moina, die in brackigen Wasser kultiviert wurden, im Meerwasser sofort sterben. Wie schon oben angedeutet lieben Moina stilles Wasser und keine zu starke Beleuchtung (1-2 x 8W m2). Es reicht daher eine geringe Beleuchtung, die der Grösse der Kulturgefässe angepasst sein sollte, aus. In der wärmeren Jahreszeit ist eine Freilandhaltung ähnlich die der Artemia möglich. In Gegensatz sollten Moina aber keinesfalls in der Sonne stehen. Bei einer Freilandkultur bilden sich meist schon nach kurzer Zeit Algen im und am Kulturgefäss. Erst danach sollen Moina eingesetzt werden denn auch hier entscheidet ein „eingefahrenes“ Kulturgefäss über den Erfolg der Kultur. Eine Temperatur zwischen 20 und 25 ist optimal. Niedrige Temperaturen verzögern das Wachstum und höhere können dazu führen das die gesamte Kultur kippt.

Auf eine Besonderheit soll hier noch hingewiesen werden, die es so bei der Süsswasser Moina nicht gibt. Hält man zusammen mit den Moina bestimmte Copepoden, so kann man fast von einer Symbiose sprechen, weil sich die Copepoden sehr positiv auf das Milieu auswirken. Da sich auch Moina mehrmals häuten müssen, fallen auch grosse Mengen dieser Häute an. Normalerweise sind diese Chitinhäute schwer abbaubar, aber die Copepoden helfen bei dieser Zersetzung, in dem sie diese zerkleinern und Teile davon fressen. Möglicherweise gibt es auch noch andere Synergieeffekte, wenn Monia und Copepoden zusammen kultiviert werden. Solch eine Mischkultur hat gegenüber einer Einzelkultur mehrere Vorteile. Alle anfallenden „Abfälle“ werden von den Copepoden recycelt, was zu einer deutliche Verbesserung der Wasserqualität führt und man kann gleichzeitig noch Copepoden ernten. Die Praxis hat gezeigt, dass die Einzelhaltung von Moina ein geringeres Vermehrungspotential hat, als die der Mischkultur. Als Symbiont hat sich bisher Tisbe am geeignetsten erwiesen. Diese Copepoden vergreifen sich nicht an den Moina, was bei anderen Copepoden durchaus der Fall sein kann. Für Copepoden und Moina sind Kieselalgen eine willkommene Nahrung. Darum macht es Sinn, anfänglich mehr Kieselalgen zu füttern, sodass auch die rasche Vermehrung der Copepoden unterstützt wird. 
Wie bei jeder Futterkultur kommt es hin und wieder vor, das ein ganzes Becken umkippt. Aus diesem Grund ist es von Vorteil, kann man auf ein sogenanntes „Backup“ zurückgreifen. Mehrere Gläser von 0,5-1L Inhalt sind dazu geeignet. Die Copepoden werden am besten in separaten Gläsern gehalten.
Mitunter bekommt man zusammen mit den Moina auch Brachionus, welche unbedingt ausgesondert werden müssen. Am einfachsten ist es die Brachionus auszusieben. Mit einer Maschenweite von 250 µ bis 500 µ ist das leicht möglich. Aber es kann dennoch vorkommen, dass sich ein Brachionus in die Neue Kultur verirrt und man das erst nach längerer Zeit bemerkt. Aus diesem Grund ist es gut, wenn alle Gerätschaften nur für ein einziges Kulturgefäss verwendet werden, denn so wird eine Übertragung in andere Kulturen wirksam verhindert, ansonsten fängt man wieder von vorn an. Zwar sind die Brachionus nicht schädlich, aber sie stellen eine ernstzunehmende Futterkonkurrenz dar. Durch ihr hohes Vermehrungspotential vertilgen sie wesentlich mehr und viel schneller das Futter der Moina.

Futter

Was fressen "Salzwasser"-Moina

Wie Artemia, sind auch Moina Filtrierer, die ebenso Algen und Bakterien als Futter aufnehmen. Im Allgemeinen fressen sie die gleichen Algen wie Artemia. Auch bei den Moina gilt, das kleine Algen lieber als grosse gefressen werden. Gute Erfolge hat man mit Isochrysis, Nannochloropsis oculata, RhodomonasTetraselmis und verschiedenen Kieselalgen. Diese Algenspezies sind alle kleinbleibenden Arten welche auch relativ schnell wachsen. Wird hauptsächlich mit Isochrysis gefüttert so gelingt es schnell die Vermehrung anzukurbeln. Auch die Copepoden, die mit in den Gefäßen sind, profitieren von der Fütterung mit Isochrysis. Sollen die Moina an anspruchsvolle Tiere verfüttert werden, so ist eine Mischung von Algen oder eine Wechselfütterung der verschiedenen Algenspezies ratsam.
Eine Zugabe von sogenannten probiotischen Bakterien (Bacillus subtilis-Stämme) zur Kultur hat sich als ausgezeichenetes Futter erwiesen. Wie schon eingangs beschrieben ist die Zugabe besonders dann vorteilhaft, wenn mit der Kultur neu begonnen wird. B.subtilis Stämme bilden vielerlei verschiedene Enzyme welche unteranderem auch für eine bessere Verdauung der Nahrung verantwortlich sind.

Zusammenfassung

Moina als Artemiaersatz

Aufgrund der Grösse der Neugeborenen von Moina ist es möglich, das diese, die mit allerlei Problemen behafteten Artemianauplien, ersetzen können.
In Anbetracht der Problematik mit Vibrionen behafteten Artemianauplien, ist es gerade bei anspruchsvollen Tieren eine Möglichkeit, die krankmachenden Bakterien auszuschalten. Insbesondere die Nachzucht von Hippocampus würde davon profitieren. Auch der Gehalt an Nährstoffen könnte dem der Artemia in etwa entsprechen. Eine zielgerichtete Anreicherung ist ebenfalls denkbar. Somit würde Moina eine echte Alternative zu Artemianauplien darstellen. Allerdings gibt es auch eine gewisse Einschränkung bezüglich der Menge an zu produzierenden Futtertieren. Moina benötigen relativ viel Platz was bei Artemianauplien nicht der Fall ist.

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Erstmals veröffentlicht auf lebendfutter-zucht.de, heute nicht mehr online