Meine neue Lieblings Copepode: Parvocalanus crassirostris

  • Ich möchte euch heute meine neue Lieblings Copepode Parvocalanus crassirostris vorstellen.
    Da es von dieser Art im Deutschsprachigem Raum so gut wie nichts zu finden gibt. Dachte ich mir, dass ich mal ein paar Wörter schreiben werde.


    Vorneweg gesagt, diese Copepope ist eigentlich nur für ambitionierte Züchter geeignet, da sich ein gewisser Arbeitsaufwand nicht vermeiden lässt.



    Steckbrief

    • Pelagische Copepode
    • Endgrösse 0,2 – 0,3 mm, Nauplien >40 µm
    • optimale Temperatur 24-26 °C
    • Als Futter eignen nur lebende Alge wie z.B Isochrysis galabna


    Wem ein wenig Arbeit nicht scheut, der sollte sich um diese an dieser Copepoden Art versuchen.
    Sehr dankbar, wenn sie die richtigen Bedingungen hat aber auch unheimlich schwer zu halten wenn man nicht gründlich mit der Kultur umgeht.


    Wie handhabe ich diese Kultur richtig:
    Erstmal ist es wichtig die richtige Alge zur Hand zu haben. Am liebsten wird Isocysis Galbanna oder auch Tisochrysis lutea gefressen. Da ich nur ersteres Züchte, kam nur diese für mich in frage.
    Nannochloropsis sp. ist kein Ideales Futter für diese Copepoden Art und sollte nicht verfüttert werden!



    Gefüttert werden sollte SEHR sparsam, da die Wasserqualität zu schnell kippen kann .
    Optimal sind 50000 Zellen Alge pro ml Kultur Wasser. Das entspricht, einer sehr leichten Färbung des Kulturwassers
    Eine Überfütterung steigert das Bakterienwachstum. Diese können sich dann auf die Copepoden setzten, was Stress für die Copeppode bedeutet.
    Diese wird sich dann nicht mehr fortpflanzen und im schlimmsten Fall vorzeitig sterben.


    Es wird empfohlen einmal die Woche einen 100% Wasserwechsel zu machen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es auch reicht 2x Wöchentlich 50% zu wechseln.
    Belüfte wird das ganze mit ca. 2 Blasen pro Sekunde.


    Bei mir hat sich die Kultur innerhalb von wenigen Wochen Explosionsartig vermehrt.


    Mein Fazit:
    Arbeitsintensiver als z.B Tigriopus oder Tispe, aber dafür ein viel besser geeignet für die Zucht von kleinsten Larven. Da selbst die ausgewachsenen Copepoden winzig klein sind.
    Was auch noch sehr für diese Art sprich ist, dass sie Pelagisch lebt.
    Ein weitere Vorteil ist, dass es eine relativ träge Copepode ist und damit den Larven nicht zu vor der Nase weg schwimmt.


    Parvocalanus.jpgPhotomizer Camera 25.03.2017 14-04-12.jpg



    Einen guten Start in die Woche


    Felicia

  • Hallo Felicia


    Sehr gerne würde ich die Zucht von P. Crassiostris und I. Galbana auch mal versuchen. In der aktuellen Koralle 104 habe ich sehr spannende Zuchtberichte gelesen, welche diesen Copepoden nutzen.


    Wäre es möglich, von Dir einen Zuchtanstz des Copepoden und des Phytoplanktons zu erwerben? Weisst Do ob ein Versand in die Schweiz möglich wäre? Wàr dann von Deutschland aus so 2 Tage unterwegs schätze ich.


    Gruess, Marco

  • Hallo zusammen,


    ich möchte euch etwas über Parvocalanus berichten, womit vermutlich keiner gerechnet hat.

    Ich habe vor ein paar Wochen einen Ansatz bekommen, als ich gerade einige Larven der Stigmatogobius im Ansatz hatte. Da ich auf die Copepoden händeringend gewartet habe, habe ich vom Ansatz einen kräftigen Schluck zu den LArven gegeben (20g/l Salz) und den Rest in ein 12-Liter-Becken gegeben. Algen dazu gepackt und mich dann in erster Linie weiter um die Larven gekümmert.

    Die Larven werden permanent mit einer Mischung aus Selco S. presso + Vitamin B Komplex + Vitamin C + einem guten Anteil Sera Micron gefüttert. Also eigentlich war das für die im Aufzuchtbecken befindlichen Brachionus und ein Versuch, ob die Larven daran gehen.


    Mit der gleichen Mischung füttere ich übrigens auch den Ansatz der Apocyclops panamensis, der damit immer förmlich explodiert.


    Die Larven werden täglich mehrmals mit Lampe und Lupe kontrolliert, ob die was gefressen haben. Klar konzentriere ich mich dabei auf die Larven und nehm drumherum nicht so viel wahr.

    Bis die Larven weg waren (am 9. Tag). Durch die Sucherei im Becken sind mir dann natürlich auch die Futtertiere aufgefallen, wobei ich mehr als verblüfft war, weil sich die Parvocalanus da immens vermehrt hatten, währen die im Ansatzbecken mit der Algenfütterung eher so vor sich hindümpelten.


    Ich habe dann unten im Aufzuchtbecken weiter mit der Selco-Mischung gefüttert und es hat sich nach ca. 2,5 Wochen herausgestellt, dass die Parvos das Zeug offenbar genauso gern haben wie die Apocyclops. Der Ansatz hat sich enorm entwickelt.


    Ich hab die dann ausgesiebt und ins Ansatzbecken gegeben, wo ich nun seit gut 2 Wochen keine Algen mehr füttere, sondern nur noch die oben beschriebene Mischung. Und der Ansatz läuft hervorragend. Übrigens bei 20g/l und 23° C. Da ist keine Heizung drin.

    Das Wasser ist immer noch ein wenig grün. Es sind auch ein paar Brachionus mit im Becken, allerdings mögen die die Selcomischung glücklicherweise nicht so gern und vermehren sich da nicht so.


    Wer es also mal ausprobieren möchte, ich würde mich freuen, wenn ich das von anderer Seite bestätigt bekäme. Ein 12-Liter-Becken mit Brackwasser mit einem Schluck Parvos am Anfang genügt. Sparsam füttern mit der Mischung und ganz leicht belüften.



    LG Jutta

  • Moin Bernd,
    ursprünglich hatte ich Tetraselmis suecica im Gebrauch. Das hat auch erst einmal hervorragend geklappt, auch mit der Kultivierung. Bis ich mir das Kulturgefäß mit Brachionus infiziert habe. Thema durch....
    Aber wie gesagt, ich füttere seit mehr als 2 Wochen keine Algen mehr und hab soeben gesehen, dass im Formosanus-Aufzuchtbecken die Population der Parvos auch schon wieder explodiert, obwohl ich dort noch nie Algen gefüttert habe.
    Also das mit dem Selco/Micron-Gemisch funktioniert bei den Parvos wirklich hervorragend.

  • Hallo Jutta,

    mit Tetraselmis allein geht Parvo nicht.

    Ist für die Nauplien zu groß und Du brauchst das DHA, normalerweise deshalb Kultur mit Isochrysis.


    Ich versuche Dein Rezept. Wiederspricht allem was man über Parvo in Erfahrung bringen kann und auch meiner fast 4 jährigen Erfahrung damit.

    Aber gerade deshalb. Und wenn es wirklich dauerhaft funktioniert, hast Du ganz dick was bei mir gut !

    Wie dosierst Du (in etwa) S.presso und micron ?

    Und wenn es geht, schick doch mal ein Bild von Deinen Parvos.

    Sorry, Grüße von einem noch ungläubigen

    Bernd

  • Moin Bernd,
    einen Zahnstocher ins Selco mit der Spitze eintunken, in ca. 10 ml Wasser einrühren, eine etwas streichholzkopf-große Menge Micron mit einrühren, kräftig aufschütteln. Reicht für einen 20 Liter Ansatz.

    Tetraselmis wird von Aquacopa als Futter für die Parvos empfohlen. Und ich guck mal, ob ich ein deutliches Bild von denen machen kann.

  • Moin,
    sorry, hat mal wieder etwas länger gedauert :)


    @Christopher
    Ich mische den Inhalt von Vitamin-B-Kapseln (Pulver! Das ist sehr wichtig) mit der gleichen Menge Ascorbinsäure und dosiere von der Mischung ca. eine Streichholzkopfgröße Pulver mit einer doppelt so großen Menge Selco S. presso. Das dann mit Sera Micron (gleiche Menge) mischen. Reicht für einen 25 Liter Ansatz.


    Heute habe ich versucht, Fotos im eigentlichen Parvo-Ansatz zu machen, aber darauf kann man die nicht wirklich gut erkennen. Ziemlich verdattert war ich allerdings, als ich in den (vermeintlich sauberen) Brachionusansatz geschaut habe. Der wimmelt nämlich auch von Parvos :) Und die konnte ich auch gut fotografieren.

    Dieser ansatz wird übrigens ausschliesslich mit Selco S. parkle gefüttert und dort sind noch mehr Parvos drin.


    Suchbilder :)



  • Übrigens, ehe ich das vergesse:
    Sollte jemand S. presso oder S. parkle benötigen.
    Ich bestellen mehrmals jährlich ein Kilo und verteile das dann in 50 ml Dosen. Bei Interesse bitte PN.


    MHD ist zur Zeit 03/2021 und 05/2021.

  • Hallo Jutta,


    Auf den Bildern sind keine Parvocalanus zu sehen. Jedenfalls sind alle Copepoden, die einigermaßen deutlich zu erkennen sind, keine Parvocalanus. Es könnten Pseudodiaptomus pelagicus sein. Die sind viel größer und in manchen Detaills anders (z.B. doppelte Eisäckchen). Für die Aufzucht kleinster Larven nicht zu gebrauchen.

    ich habe jetzt auch seit dem 6. April versucht Parvocalanus nach Deinem "Rezept" zu kultivieren. Zu Beginn war ich auch recht positiv überrascht. Mit der Zeit zeigte sich aber, dass die Kulturen mehr und mehr hinter denen, die mit Algen gefüttert wurden, zurückblieben.

    Schließlich dümpelten sie so, dass ich den Versuch beendet habe. Im Moment gehe ich wieder davon aus, dass es nicht möglich ist Parvocalanus ohne lebende Algen dauerhaft zu kultivieren oder zumindest nicht so erfolgreich, dass man sie für die Zucht nutzen kann.

    Trotzdem will ich Deine Arbeit da nicht in Frage stellen. Ich fänd es deshalb auch interessant, wenn Du doch noch Bilder von Deinen Parvocalanus Reinkulturen hinbekämst, vielleicht sind es ja wirklich welche.

    Beste Grüße.

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    ich wüsste allerdings nicht, woher diese Pseudodiaptomus pelagicus kommen sollten und dann kommt dazu, dass diese eben sehr viel größer wären.

    Wenn ich die Spezifikation der Pseudodiaptomus pelagicus ansehe, dann heisst es dort, dass sie GENAUSO aussehen wie Parvocalanus crassirostris, nur eben größer sind. Wenn Du jetzt mal auf den Bildern mit den Brachionus vergleichst, kannst Du sehen, dass die Größe den P. crassirostris entspricht, denn die Rädertierchen haben ungefähr 150 µm. Und es wäre schon recht merkwürdig, wenn ein nicht einmal halbwüchsiger Copepod bereits mit solchen Eipaketen herumschwimmen würde.

    Wie gesagt, es wäre schon merkwürdig, wenn all diese winzigkleinen Copepoden zu diesen mittelgroßen Copepoden gehören würden und ich von Aquacopa einen ganz falschen Ansatz bekommen hätte. Denn woanders her kann ich sowas nicht haben, da ich bisher nur Tiggerpods und Apocyclops gezogen habe.


    Schade, dass Dein Ansatz nicht mitgespielt hat. Meiner gedeiht nach wie vor prächtig. Nur, ist der so trüb grün, dass ich darin nichts fotografiert bekomme. Ich versuch die Woche nochmal, welche unters Mikroskop zu bekommen. Aber die sind so empfindlich, die sind immer gleich in alle Einzelteilen zerlegt.


    http://www.mbisite.org/Forums/tm.aspx?m=99416&mpage=1

  • Hallo Jutta,


    auf den Bildern sind KEINE Parvocalanus zu sehen !

    Ich möchte hier nicht weiter auf Deine Argumente eingehen.

    Du kannst mir glauben, es ist 100 % klar.

    Du kannst mir auch Tiere aus den anderen Ansätzen zuschicken. Ich kann zwar nicht jeden Copepoden bestimmen,

    aber ich kann Dir dann in kürzester Zeit sagen, ob Du da tatsächlich noch Parvocalanus hast.

    Beste Grüße.

    Bernd