Nachzucht Kardinalgarnele

  • Hallo zusammen ,


    habe 2 Kardinalgarnelen in einem übersichtlichem Becken , die mir sehr regelmässig Larven liefern.
    Da in einem Bericht bei Euch im IfMN geschrieben
    steht , das diese bis zur Metamorphose "nur"ca.2 Monate brauchen , macht dies ja schon ein wenig mehr Hoffnung als das halbe Jahr für L.amboinensis...
    Habe zur Zeit bis zu 18 Tage alte Larven in einem Aufzuchtbecken (erster Versuch), bisher mit Nannochloropsis salina
    und Brachionus gefahren , seit 4 Tagen zusätzlich mit
    Artemia .
    Wann kann ich damit rechnen ,das das grosse Sterben losgeht ?
    Laut dem oben genanntem Bericht sei es von Vorteil , Tetraselmis chui bei der Ernährung zu benützen , welche Kentnisse haben hier die Profis dazu ?
    Hat es hier schonmal jemand mit dem Diatom Chaetoceros versucht ?
    Kennt hier jemand das Anreicherungsmittel Marol-E ?
    Wenn ja , ist es besser als die Präparate von INVE ?
    Ich frage danach , weil ich in Norwegen wohnhaft bin
    und eventuell die Möglichkeit hätte , interessante
    Produkte aus der Aquakultur-Branche zu erwerben
    und ausprobieren zu können.Da ich jedoch ein blutiger Anfänger in diesen Sachen bin , und Schüsse ins "dunkle" mich wohl nur viel Geld und Mühe kosten
    würden , fände ich es natürlich wunderbar , mal erstmal Eure Meinung dazu zu hören !
    Vielen Dank auf jedenfall erstmal an Sylvio , er hat mir ja schon etwas zum Thema Tetraselmis in einem anderem Forum geschrieben !
    Schöne Grüsse
    Thomas

  • Hallo Thomas


    Na da hast du dir ja was vorgenommen. :D


    Ich hatte sie schon 50 Tage.


    Die Algen sind meines erachtens nur die ersten Tage
    nötig. Dann heist es nur die Wasserquallität stabil zu halten.


    Die Erstversorgung der Larven ist ausschlaggebend auf den weiteren Verlauf.
    Kommst du in Norwegen an anders Zoo ausser Nauplien.? bzw Artemien
    Marol-E kenn ich gar nicht.
    Die beste Anreicherung sind immer noch lebende Marine Algen.
    Aber eben leichter gesagt als getan.


    MfG Sylvio

  • Hallo Sylvio ,


    Erstmal vielen Dank für die schnelle Antwort !


    Habe ich es richtig verstanden , Du meinst also , das
    die eigentliche Ursache des Larventodes auch nach 20 , 30 oder
    sogar 50 Tagen Fehler oder Mangel der Fütterung in den ersten
    (wieviele eigentlich genau ?) Tagen sind ?
    (vorausgesetzt die Wasserqualität kommt nicht aus dem Ruder )
    Was muss man denn da genau richtig machen , um
    soweit wie 50 Tage zu kommen ?Da fehlt dann doch nicht mehr sooo viel bis zur Metamorphose...


    Wie ist denn das jetzt mit Chaetoceros ? Habe im Netz gelesen , das diese vorzugsweise bei Garnelen- und Muschelzucht angewendet werden.



    Nun , das von mir erwähnte Marol-E wird hierzulande bei kommerzieller Fischzucht (im Larvenstadium) angewendet und soll nach Aussage einer hiesigen
    Forscherin hochwertiger als die Produkte von INVE
    sein.Es ist auf Fischölen/Fetten basiert und wird aus
    den USA importiert.
    Ansonsten könnte ich eben an erforderliche Planktonalgen kommen , die besagte Forscherin meinte z. B. , das Tetraselmis überhaupt nicht schwierig zu kultivieren wäre , lediglich von einem relativ niedrigem PH-
    Wert abhängig sei.(Aber sie hat ja auch ein Labor...)


    Ausserdem bin ich an einen wie ich finde interessanten Bericht über ein Forschungsprojekt mit Copepoden gekommen , dessen Absicht ist , die Copepodenzucht (natürlich eine bestimmte Art , welche hab' ich aber noch nicht herausgefunden )
    ähnlich einfach betreiben zu können wie Artemia.
    Dabei hatte man herausgefunden , das Dorschlarven ,
    die mit diesen Copepoden gefüttert wurden , nach 25
    Tagen doppelt so gross waren als solche , welche mit
    Standard-Brachionus ( natürlich angereichert nach allen Künsten) , ernährt wurden.Dabei war im selben Zeitraum auch die Überlebensrate doppelt so hoch.
    Diese Coppepoden hätten ungfähr den gleichen
    Nahrungswert wie natürliches Plankton.
    Natürlich würde ich viel darum geben , an sowas ranzukommen...aber zur Zeit ist diese Forschung wieder eingestellt(kein Geld mehr da , was anderes mehr interessant :rolleyes: ) , die Copepoden im Kühlschrank , erstmal Pause ;(


    Ich bin felsenfest davon überzeugt , das aus den
    Bereichen der Aquakultur so einiges auch für marine Nachzuchten unseres Interessensbereiches zu holen wäre , leider haben aber die Leute , die
    einem da sicher weiterhelfen könnten , wenig Zeit ,
    um sich Anfragen von Hobby-Aqurianern widmen zu können.
    Darum ist es ja schön , das es jetzt Euch
    hier gibt...
    Ich denke , ich werde Euch schon noch öfter mal ein bischen nerven ;)


    Gruss Thomas

  • Hallo Thomas


    Ja wie bei so vielen Nachzuchten sind die ersten Tage entscheidend.


    50 Tage hat aber noch nicht viel zu sagen da sich das Larvenstadium bei unausreichender Nahrungsaufnahme bis auf 90 und mehr Tage verlängern kann.


    Bei Chaetoceros mußt du mal Siegfried fragen da er der Algenspezialist ist.
    Aber ich kenne persöhnlich niemand der in der Richtung Versuche gemacht hat.


    Ich denke auch das es bessere Produkte wie Inve gibt.
    Ich hatte mal eine ganze Zeit AlgaMac 3050 verwendet und hatte bessere Resultate wie mit Inveprodukten.
    Aber wenn bestimmte Parameter nicht zusammenpassen nützt einen das beste Futter nichts.


    Ja das sagen Forscher immer das Algenkulturen einfach sind.
    Aber die haben auch den ganzen Tag Zeit sich drum zu kümmern.
    Du wirst schnell merken das man Algen ,Zooplankton und dann noch die Zucht schwer auf eine Reihe bekommt.
    Meist wirds immer nur so lala.
    Und dann haben sie ganz andere Voraussetzungen Algen zu ziehen. Geräte ,Reaktoren und und.
    Wie du schon schreibst "sie hat ja ein Labor"
    Und wir nur eine Abstellkammer :D


    Copepoden sind auch die richtige Nahrung.
    Aber man braucht immer einen guten Vorrat und das ist nicht ganz leicht.


    Wie die Praxis zeigt: hat man genug Copos fehlen die Larven und hast du Larven läuft die Copokultur scheisse.


    Man müsste Copos wie Nauplien ansetzen können das wär fein. :D


    MfG Sylvio

  • Hallo Thomas,


    sehr interssant was du da schreibst. Mit einem Norweger hätte ich auch gern Kontakt schon weil er sehr gut deutsch spricht und an der Quelle von interessanten Copepoden sitzt die im Meer um Norwegen vorkommen. Aber sicher wohnt nicht jeder Norweger am Meer.
    Die von Dir zitierten Angaben über die Fütterung von Copepoden an Fischlarven kenne ich. Leider spreche ich kein englisch und darum bin ich auf die Übersetzungen von Google angewiesen die aber nicht immer das wiedergeben was die wirkliche Bedeutung der Berichte ist.
    Die Bedeutung der Copepoden in der Fischzucht ist schon erkannt worden was man unteranderem auch daran erkennt wie z.B. eine professionelle Copepodenzucht betrieben wird.
    Unser Problem beginnt schon damit das wir nicht die richtigen Copepoden für eine Kultur besitzen. Hinzu kommt oft noch eine fasche Vorstellung da man Copepoden durch Artemianauplien oder gar Brachionus ersetzen kann. Copepoden besitzen mehr oder weniger alle die Nährstoffe welche eine Fischlarve benötigt um zu wachsen und gesund zu bleiben. Auch die beste Anreicherung kann das nicht leisten und bleibt daher nur eine Notlösung die bei manchen Larven funktioniert bei vielen anderen aber nicht.
    In der Literatur habe ich immer wieder gelesen das z.B. bei der Garnelenzucht verstärkt Kieselalgen und Tetraselmis als Futter verwendet werden. Das wird ganz sicher nicht ohne Grund getan. Da Kieselalgen im Meer zahlenmässig am stärksten vertreten sind ist es nur eine plausible Überlegung sie auch als Futteralge einzusetzen.
    Mit Chaetoceros konnte ich bei Copepoden (Tisbe)ein verstärktes Wachstum beobachten was nicht bedeuten muss das es generell so ist. In der Praxis hat sich gezeigt das auch bestimmte Kieselalgen toxisch wirken können.
    Vor längerer Zeit wurden an der Uni von Jena Untersuchungen zu diesem Thema gemacht.
    Artemianauplien die mit Kieselalgen gefüttert werden zeigen ebenfalls ein vertärktes Wachstum bzw. konnten sie damit überhaupt erst über die kritische Phase gebracht werden.
    Ich denke das Kieselalgen bei verschiedenen Larven eine Schlüsselrolle spielen in dem diese den Larven bestimmte Nährstoffe liefern die für die weitere Entwicklung von grosser Bedeutung sind.Zu Marol E habe ich das gefunden:
    http://www.sintef.no/mondosoft…ry=marol+-E&Search=Search


    Gruss
    Siegfried

  • Hallo Siegfried ,


    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort , jetzt weiss ich jedenfalls , wonach ich schauen sollte.


    Die Quelle , die Du zu Marol-E verlinkt hast , ist die
    Stelle , von der auch ich zitiert habe :D .
    Ich werde nicht aufgeben , bis ich denen mal 'n Besuch abgestattet habe , das ist nur 'ne Stunde von mir entfernt.Ich habe das mit den Copepoden mal in einem anderem Forum
    gepostet , da wurde mir geschrieben , das sei nichts besonderes.


    @Sylvio
    Das Ziel dieser Forschung ist/war eben genau , Copepoden genauso einfach ansetzen zu können wie
    Artemia , es freut mich ja doch , das jemand da Vorteile sehen kann !


    Ja dann müsste ich erstmal schauen , ob ich nicht an eine solche Kultur rankommen könnte , und mich auch mal an Tetraselmis zu versuchen.


    Siegfried ,
    ich wohne zwar am Meer , weiss aber leider nicht , wonach ich da drin suchen sollte... :D


    Danke schön nochmal ,
    und
    Schöne Grüsse
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    wenn Du so nahe am Meer wohnst sollte es keine Schierigkeit geben Copepoden selbst zu fangen.
    Doch bevor Du damit beginnst solltest Du einiges über die Algenkultur in Erfahrung bringen denn die ist Voraussetzung für eine ausdauernde Copepodenkultur.
    Wie schon im ersten Beitrag geschrieben werden Kieselalgen und verschiedene Flagellaten (Rhodomonas salina) gefressen. Bei den Kieselalgen sind neben Chaetoceros auch Thalassiosira sowie Skeletonema Arten am geeignetsten. Bei Skeletonema ist alledings Vorsich geboten da sie bei verschidenen Copepoden toxisch wirkt. Die anderen Algen sind unbedenklich. Tetraselmis eignet sich auch als Futter ist allerdings nicht ganz einfach in Kultur zu halten.
    Geeignete Copepoden sind:
    Calaniode Arten wie alle Acartia- und Calanus-Arten.
    Harpacticoide Arten wie Tigriopus- Nitocra- und Tisbe-Arten.
    Die calanoiden Copepoden halten sich überwiegend im Freiwasser auf während die anderen mehr substratgebunden leben.
    Die ersteren kann man also mit einem Planktonsieb fangen und die anderen besser mit entsprechenden Substrat (Meeresboden etc.) in ein separates Gefäss bringen und gezielt vermehren.
    Doch darüber kann ich hier nicht schreiben denn dann würde ich morgen noch am Tippen sein.
    Das beste wäre eine eMail Adresse damit ich Dir verschiede Dokumente(PDF) schicken könnte.
    Die von Dir genannte Firma sollte aber auch Reinkulturen diverser Copepoden besitzen wenn sie entsprechende Versuche gemacht haben. Es würde daher auf der hand lieben dort nach entsprechenden Copepoden zu fragen.


    Gruss
    Siegfried

  • Hallo Siegfried ,


    ich werde natürlich erstmal das letztere versuchen ,
    die Saison zum keschern im Meer ist jezt eigentlich vorbei hier..
    Aber auch da müsste man ja ein dementsprechend dimensioniertes Sieb haben , ein Mikroskop und das
    Wissen , das Gefangene auch richtig zu identifizieren zu können !
    Ich habe mir mal etwas von der Frontscheibe in meinem Pferdchenbecken gehohlt , wo ich dachte , es handelte sich um Copepoden , es in eine Phyto-Becken gesetzt und es kamen nur Brachionus dabei raus :D
    Die
    Dokumente zur Copepodenzucht kannst du Dir erstmal sparen (kann aber gut sein ich komme später nochmal drauf zurück)-aber meine E-mail Adresse steht doch im Profil ?


    Gruss Thomas