Nach- und Aufzucht von A. stephanieae

  • Auf die Idee, die auch optisch sehr schönen Schnecken zu züchten, bin ich durch eine Glasrosen-„Plage“ in unserem 60 Liter Aufzuchtbecken für P. kauderni gekommen. In diesem Aufzuchtbecken vermehrten sich die Glasrosen durch die vielen Fütterungen mit kleinstem Lebend- und Frostfutter explosiv, so dass ich eine passende und möglichst unkomplizierte Lösung finden musste. Glasrosenfressende Garnelen waren für das kleine Aquarium wegen meines Pärchen P. boreus nicht möglich, da sie alle Garnelen so lange piesackten, bis sie über kurz oder lang den kürzeren zogen.
    Viele wertvolle Tipps und ein Paar der Schnecken konnte ich bei Sabine Sax erhalten, so dass den ersten Aufzuchtversuchen nichts mehr im Wege stand.


    Aquarium der Elterntiere:
    Ein kleines 15 Liter Becken wurde in zwei Hälften abgeteilt. Links das Abteil für die Gelege, rechts ein Abteil für die beiden ausgewachsenen A. stephanieae.
    Das kleine Aquarium wurde mit Wasser aus meinem großen 650 Liter Aquarium gefüllt, auf Technik wie Licht, Strömung oder Heizstab wurde gänzlich verzichtet.


    Fütterung der Elterntiere:
    An der Färbung der Filamente und des Körpers der Schnecken kann man den Ernährungszustand der Tiere ablesen. Eine bräunliche Färbung deutet auf einen guten Ernährungszustand hin. Sobald die Filamente heller werden, ist es wieder Zeit für eine Fütterung mit Glasrosen.
    Da ich keine Strömung in den kleinen Aquarien habe, lege ich KEINE Steine mit Glasrosen hinein, sondern schabe Teile von den Glasrosen mit einem scharfen Skalpell ab und verfüttere die so gewonnenen Glasrosenteile. Der Vorteil daran ist auch, dass die Glasrosen an den Steinen sich durch meine „Skalpellaktionen“ nicht sonderlich beeindrucken lassen und wieder nachwachsen.


    Die Gelege:
    Bereits einen Tag nach Einsetzen in das „Schneckenaquarium“ fingen die Elterntiere an Gelege zu produzieren. Die meist auf der Wasseroberfläche schwimmenden Gelege überführe ich mit Hilfe eines kleinen Löffels in das extra dafür abgeteilte Gelege-Abteil. Bei den Gelegen, die an die Glaswände geheftet werden, ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Auch hier hilft mir ein Skalpell, um die Eischnüre vorsichtig von den Wänden zu lösen.


    Schlupf:
    Nach etwa 7 Tagen gebe ich den Schleim von einer Glasrose in das Becken mit den Gelegen, um die Tiere zum Schlupf zu animieren.


    Es folgt eine Zeit des Wartens und der Geduld, da man in den ersten Wochen mit bloßem Auge nichts oder kaum etwas erkennen kann. Eigentlich sieht man nur an den aufgeplatzten und zerrissenen Eischnüren, das die Schnecken geschlüpft sind. Nach dem Schlupf gebe ich möglichst winzige Teile von Glasrosen in das Aufzuchtbecken und füttere immer erst mehr, wenn ich sehe, dass die Glasrosenteilchen wie von Zauberhand verschwunden sind.


    Weitere Aufzucht der Jungtiere:
    Sobald die Jungschnecken mit bloßem Auge erkennbar sind, überführe ich sie mit Hilfe einer abgeschnittenen Plastikpipette (große Öffnung, damit die Tiere beim Pipettieren nicht verletzt werden) in ein etwa 12 Liter fassendes größeres Aufzuchtbecken (auch hier wurde Wasser aus dem großen 650 Liter Becken verwendet). Ich füttere etwa alle zwei Tage kleinere Glasrosenteile oder kleinere ganze Glasrosenexemplare, die von den Schnecken in der Gruppe überwältigt werden können.


    Wasserqualität und Temperatur:
    Ich achte sehr genau darauf, das verdunstete Wasser in den Aquarien mit Osmosewasser aufzufüllen. Kleinere Wasserwechsel mache ich nur sporadisch und immer mit eingefahrenem Wasser aus unserem Aquarium im Wohnzimmer.
    Da ich keinen Heizstab benutze liegt die Wassertemperatur etwa bei 18 Grad. Eine Umgewöhnung der Schnecken an wärmere Aquarien ist überhaupt kein Problem, wenn man sie langsam an die neuen Verhältnisse angleicht.
    Bei kühleren Temperaturen produzieren meine Elterntiere nicht so viele Gelege. Optimal wäre wohl wie im Sommer eine etwas höhere Temperatur.


    Fotos folgen.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Servus!
    Absolut genial!
    Einige neue Überlegungen die hier scheinbar zum Erfolg geführt haben.
    Und das mit recht einfachen Mitteln.


    Gratulation von meiner Seite.


    LG. Johannes

  • Hallo Frank!


    Ich bin noch aus der alten Generation: Ich frage die Dame zuerst! :D



    @ Corinna:


    Sind in deinem Eltern-/Gelegebecken die Hälften dicht voneinander getrennt oder findet da Wasseraustausch statt?


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang S ()

  • Hallo Zusammen,


    wie mit Frank besprochen, könnt ihr den Bericht für Eure HP verwenden. Hab ihn ja für euch gemacht. ;) Fotos muss ich eben noch runterladen und stehen euch (wenn sie von der Qualität her ok sind) auch für die weitere Nutzung zur Verfügung. Vielleicht könnt ihr noch das Copyright drauf machen, da hab ich immer keine Ahnung von.


    @Wolfgang: Die kleinen Aufzuchtbecken habe ich Sabine vor ihrem Umzug aus den Rippen geleiert. :tongue: Ein Becken ist durch eine Scheibe dicht geteilt, dadurch hat man zwei gleich große Abteile. Vorteil: Sollte in einem Abteil das Wasser kippen, muss man nicht das komplette Aufzuchtbecken neu starten. Das andere Aufzuchtbecken ist ohne Aufteilung und darin "wohnen" die größeren Nachzuchten.
    So kann ich die Fütterungen besser einschätzen und händeln. Die ganz winzigen Schnecken kommen dann bei den Fütterungen nicht zu kurz.
    Die beiden kleinen Aufzuchtbecken stehen seit Anfang Juli. Bisher keine Probleme mit der Wasserqualität. Am Anfang habe ich probiert die Gelege in 250 ml Gläsern schlüpfen zu lassen. Trotz peniblen Nachfüllens des Verdunstungswassers sind mir zwei Ansätze gekippt (igitt, das stinkt) und in einem waren dann plötzlich eine Mischung aus winzigen Copepoden und anderen Tierchen. Danach habe ich die kleinen Aquarien bei Sabine gesehen und habe sofort "zugeschlagen"... :D Seitdem klappts.


    LG Corinna

  • Hallo Corinna,


    kannst mir die Fotos auch per mail schicken (Frank oder Info ät ifmn.net), ich mach Copyright rein und stutz die auf die richtige Größe.


    Zur Aufzucht muss ich nochmal nachfragen, da ich mich mit den Schnecken noch nie auseinander gesetzt habe.
    Der Laich und die Jungschnecken werden von den Eltern hauptsächlich getrennt, weil...?
    -sie >1Woche glasrosenfreies Wasser brauchen?


    Die komplette Abtrennung des kleinen Beckens hat welchen Vorteil gegenüber 2 noch kleineren, getrennten Becken?


    Gruß, Frank

  • Hallo Frank,


    die Trennung Laich/Schnecken erfolgt für mich eigentlich nur aus Gründen der Übersicht und weil ich später die Fütterungen besser kontrollieren kann. Es sind auch schon Schnecken im Elternbecken geschlüpft. Das Problem ist der Hunger der ausgewachsenen Elterntiere, weshalb ich im Elternbecken auch große Glasrosen verfüttere. Ich führe die bessere Aufzuchtrate darauf zurück, dass die winzigen Jungschnecken schon mal Opfer von zu großen Glasrosen werden können. Vielleicht fällt auch zu wenig Futter im Elternbecken ab, einfach weil die Elterntiere schneller sind. Wirklich belegen kann ich das nicht, aber der Erfolg in den beiden Aufzuchtbecken ohne Elterntiere spricht dafür.


    Glasrosenfreies Wasser muss nicht sein, aber du sparst dir in der ersten Woche die Fütterung und verdirbst dir durch ein "zuviel" an Fütterung auch nicht das Wasser im Aufzuchtbecken. Um den Schlupf auszulösen reicht wie gesagt der "Schleim" von einer Glasrose.


    Desweiteren hat die Abtrennung noch den Vorteil, dass sehr wahrscheinlich nicht beide Abteile gleichzeitig kippen würden. Wobei ich wie gesagt seit Ende Juni kein Problem mit der Wasserqualität habe und die Trennung eine reine Vorsichtsmaßnahme darstellt.


    Mail mit den Fotos kommt gleich. Bin leider nicht der Super-Fotograf, aber um einen Eindruck von den Aufzuchtbecken zu bekommen reicht es wahrscheinlich aus. Vielleicht kann Wolfgang noch Fotos beisteuern, z.B. die aus seinem Geburtstagsthread. Die waren nämlich sehr schön.


    LG Corinna

  • Hallo Mirco,


    freut mich, dass der Bericht gefällt.


    Zitat

    Du darfst gerne noch mehr Berichte schreiben


    Wenn mal alle Aquarienbewohner so kooperativ und vermehrungsfreudig wie die Schnecken und Kaudernis wären ... :D


    Mein persönlicher Traum wären meine A. occelaris und meine D. janssi. Aber da muss ich noch viel mit den Futterkulturen üben. ;)


    LG Corinna

  • Hallo Corinna!


    Zitat

    Mein persönlicher Traum wären meine A. occelaris und meine D. janssi. Aber da muss ich noch viel mit den Futterkulturen üben.

    Oder man macht eine ZuKo (ZuchtKooperation) auf. Einer züchtet das Futter, der/die andere die Fische. ;)


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Ich habe soeben mit der Lupe meine allerersten Babyschnecken gesehen :D *freu*

    wir seh'n die Menschen um uns herum
    viele krank und furchtbar dumm
    reden viel von Intellekt
    doch der Natur zoll'n sie keinen Respekt

    Einmal editiert, zuletzt von Specki ()

  • Anbei mal ein Foto meines größten Nachwuchses. Ich schätze sie auf etwa 3 bis 4 mm.


    Bei den kleineren tu ich mir noch etwas schwer beim zählen, dürften aber so ca. 8 Stück noch sein :)

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