Erstes Mal Phytoplankton züchten und viele Fragen.

  • Hallo,
    Ich hab mich gerade hier angemeldet und habe gleich ein paar fragen an euch zur Phytoplanktonzucht.
    Zuerst will ich mich aber mal vorstellen: Ich heiße Martin und habe seit ca 2,5 Jahren ein Meerwasserbecken...Vor 6 Wochen habe ich von 400l auf ca. 900l erhöht.


    Ich habe bis jetzt noch überhaupt keine Erfahrung in der Plankton - oder sonstiger Zucht. Habe mich schon ein wenig eingelesen über das Phytoplankton, aber wie immer bleiben noch ein paar unbeantwortete Fragen .
    Ich hoffe ihr könnt/wollt mir ein wenig weiterhelfen. :)


    Ich habe mich dazu entschieden mir einen Planktonreaktor zu kaufen, da man so wie ich gelesen habe die schnellste Vehrmehrungsrate bzw. Algendichte erreichen kann. Was ist eigentlich der Unterschied Zwischendingen luftbetriebenen Reaktor und einem mit Magnetrührer bzw. Was ist besser? Der mit Magnetrührer kostet nämlich immerhin mehr als 120€ mehr. Auf einen DIY Reaktor will ich bewusst verzichten.


    Ich lese immer von der Düngung mit F2 Dünger, aber was genau ist das für einer bzw. Woher bekomme ich gescheiten her. Blümendünger soll man ja nicht nehmen. Wann genau kann ich ernten? Denn man soll ja erst ernten wenn der Dünger verbraucht ist, da man ansonsten zuviel Nährstoffe mit ins Becken schleppt, wenn ich aber zb. Alle 2 Tage dünge, wann Ernte ich dann?


    Wie sieht's mit der Belechtung aus. Bei Grotech hab ich gelesen im 2h An-Aus Rhytmus. Hier im Forum lese ich Beleuchtungszeiten von 12-16h an und der Rest aus.


    Mit dem Phytoplankton will ich vorrangig, das Zooplankton und andere Kleinstlebewesen im Becken ernähren... Bekanntlich sollen es ja auch manche Korallen oder Filtrierer aufnehmen???


    Habe auch schon daran gedacht mit dem Phyto dann eventuell Zooplankton wie Artemien, Copepoden oder sonstiger zu züchten. Vielleicht hat ja jemand dazu einen informativen Link für mich :buch:


    Ich denke für den Anfang soll es Nannochloropsis salina zum züchten werden, das ist glaube ich aber nicht so nahrhaft wie anderen oder liege ich da falsch?



    Danke euch im Voraus.



    Lieben Grüße Martin


    Edit: Schütte ich beim ernten, das Wasser mit ins Becken oder filtere ich das Plankton über ein Sieb?

  • Hallo Martin!


    Herzlich willkommen bei der IFMN!


    Ich versuche einmal, deine Fragen abzuarbeiten, auch wenn es hier wesentlich spezialisiertere Phytoprofis gibt, die sich hoffentlich noch melden.


    Nannochloropsis ist nährstoffmäßig anderen Phytoplanktonarten tatsächlich unterlegen. Aber zum Einstieg in die Planktonzucht ist diese Alge ideal, denn sie verträgt auch Fehler. Für deine Zwecke kommt es auch nicht auf eine besonders hochwertige Nährstoffzusammensetzung an, wie das etwa bei der Zucht von empfindlichen Fischlarven der Fall ist.


    Ich habe meine Algenkulturen stets mit Belüftung betrieben (Nannochloropsis z.T. auch mit kleinen Umwälzpumpen. Es mag sein, dass Magnetrührer Vorteile haben, aber für unsere Hobbyzwecke wäre mir das Preis-/Leistungsverhältnis dann doch erheblich zu ungünstig.


    Ich kann auch die Beleuchtung von 14 - 16 Stunden empfehlen (T5 oder Energiesparlampe). Kurzzeitige phasenweise Beleuchtung habe ich schon probiert, aber keine Vorteile festgestellt, vor allem nicht bei Nannochloropsis.


    Das F/2-Medium ist der Standard-Dünger für Phytoplankton. Das Grundrezept gibt es hier. Es gibt viele Varianten davon, die aber für deine Zwecke nichts bringen. Blumendünger würde ich keinesfalls verwenden, da nicht nur die Zusammensetzung der Stoffe meist ungünstig ist, sondern oft auch nicht unerhebliche Mengen Kupfer enthalten sind. F/2 gibt es als Pulver fertig zu kaufen, etwa so oder so (wenn Rainer irgendwann seinen Shop wieder zum Laufen bringt :flucht: ).


    Das Phyto ist nur sehr schwer abzusieben, da man feinste Gaze benötigt, die dann sofort verstopft. Es kommt daher mit der Kulturflüssigkeit ins Becken. Daher ist es wichtig, dass der gesamte Dünger verbraucht ist. Mit der Zeit bekommt man einem Blick dafür, sicherer ist aber allemal eine Nitratmessung. Das funktioniert aber nicht mit Tropftests, denn diese werden durch die Planktonzellen verfälscht! Es gibt aber Messstreifen, die hinreichend exakt funktionieren.


    Zitat

    Habe auch schon daran gedacht mit dem Phyto dann eventuell Zooplankton wie Artemien, Copepoden oder sonstiger zu züchten. Vielleicht hat ja jemand dazu einen informativen Link für mich

    Du findest hier im Forum eine Menge und sicher auch auf der Startseite der IFMN unter "Zuchtberichte". Wenn du dann spezielle Fragen zu einer bestimmten Art hast, immer her damit!


    Gruß
    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hallo Wolfgang,
    Erstmal danke für die Schelle Antwort. Laut grotech kann man bei denen ihren Reaktoren jeden Tag bis zu 30% Plankton entnehmen, dann muss ja auch logischerweise jeden Tag gedüngt werden. Und so kann der Dünger nie vollständig verbraucht werden und ich geb immer einen Teil Dünger mit ins Wasser oder nicht?


    Ist es sinnvoll das Plankton jeden Tag im Becken zu verfüttern oder eher nicht so oft, wieviel ml füttert man pro Einheit?


    Kannst du mir günstige Teststreifen empfehlen?


    Lg Martin


    edit: welchen zuchtansatz nehm ich da am besten? Bzw. Woher beziehe ich den?

  • Hallo Martin!


    Das mit den "günstigen" Teststreifen ist so eine Sache. Ich habe immer Merck oder Machery&Nagel vewendet. Die sind nicht billig, aber m.E. recht gut und so relativiert sich der Preis gegenüber billigeren Produkten, bei denen man dann doch 2- oder 3-fach messen muss, um ein tendenzielles Ergebnis zu bekommen.


    Eine pauschale Aussage wie "jeden Tag 30 % entnehmbar" halte ich für gefährlich, weil es von einigen Faktoren abhängt, ob die Kultur reif ist für den Einsatz. Das kommt zunächst schon einmal darauf an, wie dicht die Ausgangskultur besetzt ist. Ist sie recht dünn, braucht es natürlich länger, bis der Dünger umgesetzt ist. Dann ist das Wachstum auch von den Licht- und Temperaturverhältnissen abhängig. Eine wirklich gut laufende Nannochloropsis-Zucht kann bzw. soll man sogar durchaus täglich anzapfen, an die Menge muss man sich herantasten.


    Gleiches gilt für die Zugabemenge. Gerade anfangs wäre ich recht zurückhaltend, weil in der Regel zunächst nur wenige Verbraucher vorhanden sind. Überschüssiges Phyto wird bestenfalls abgeschäumt, schlimmstenfalls belastet es beim Absterben das System, indem es sämtliche aufgenommenen Stoffe wieder frei setzt. Ich gebe nur selten lebendes Plankton dem Becken zu, verwende aber Phytokonzentrate, da genügen einige Tropfen für ein 160 l Becken. Ich denke, täglich kleine Mengen sind besser, als nur alle paar Tage größere. Zum einen steht es dann kontinuierlicher zur Verfügung und zum anderen gibt es keine schubweise Wasserbelastung. Eine gewisse Belastung stellt die Phytozugabe immer dar, wenn du also ein SPS-Bonbonbecken haben willst, lass es lieber ;-). SPS können mit Nannochloropsis so wie es aussieht eh nichts anfangen.


    Gruß
    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hallo und willkommen Martin :Willkommen:


    Kurze Zwischenfrage an Wolfgang,
    Könnte er nicht auch einfach eine lebende Algenmischung wie Phycopure weitervermehren?
    Dann hätte er eine nahrhafte Mischung und immer ein Backup im Kühlschrank.
    Ausserdem finde ich nur N. salina mit einem teuren GroTech Reaktor zu züchten wie Porsche fahren in der 30er Zone. :D


    Gruß Frank

  • Moin Frank, Silvio (ZML) hat so weit ich weiß mal einzelne Zellen aus Phycopure isoliert und neu angesetzt. Ich meine Tetraselmis und Pavlova hat er isoliert, leider nicht 100%ig rein, so dass sich am ende wieder Nanocloropsis durchgesetzt hat. Hab übrigens auch Nano im Phytobreeder ;), fahre aber lieber Fahrrad als Porsche.



    Martin: auch von mir herzlich Willkommen

  • Hi Martin!
    Willkommen im forum. ;)


    @Lars!
    Es wird sich immer von Mischalgen, Nannochloropsis durchsetzen, so gut kann man es gar nicht isolieren.
    Die einzige Möglichkeit wäre etwas zu finden, das Nanno nicht verträgt, dafür aber die anderen Algen und das gibt es nicht. ;)


    Gruß Geri

  • Hallo zusammen!


    Ich glaube, Angi und auch ich haben habe irgendwo im Forum schon geschrieben, dass man PhycoPure als Ansatz verwenden kann. Die Isolierung einzelner Arten halte ich nicht nur für schwierig, sondern auch für sinnlos. Wenn ich eine Reinkultur will, kaufe ich mir davon einen Ansatz, dann habe ich nicht nur einzelne Zellen ;) . Zudem ist ja gerade der Witz bei PhycoPure oder anderen Algenmischungen, dass es sich um eine Mischung handelt und so für verschiedenste Verbraucher etwas dabei ist. Auf Dauer setzt sich natürlich Nannochloropsis durch, aber das dauert schon einige Zeit! Man kann PhycoPure ansetzen und zur höchsten Zelldichte treiben, dann hat man immer noch eine Mischung, auch wenn sich das Verhältnis der Arten zueinander schon verschoben hat. Man soll es aber nur dann nach der herkömmlichen Methode immer weiter vermehren, wenn man sich mit Nannochloropsis begnügen kann. Ansonsten setzt man es halt immer neu aus dem PhycoPure-Beutel an und wenn man das zeitversetzt macht, hat man immer einen Mix zum Verfüttern.


    Gruß
    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hallo,


    dass sich immer die stärkere Alge durchsetzt ist ja bekannt und im Falle von N. salina braucht man auch nicht rätseln wer gewinnt :plan


    Ich hatte mir eher gedacht die Mischkultur in gewissen Abständen aus dem Konzentrat neu anzusetzen.
    Angi schrieb ja hier auch irgendwo mal

    PhycoPure CopepodBlend besteht ausschließlich aus T-Iso und Chaetoceros. Man kann es auch ansetzen. Die beiden Algen koexistieren lange, da keine aggressive Alge drin ist, die schnell die Oberhand einnimmt.


    Soetwas wäre sinnvoller meiner Meinung nach und auch wenn diese Algen schwieriger sind, hat man ja in der Tüte aus dem Kühlschrank immer wieder was zum neu starten.


    Gruß Frank


    [EDIT: Sorry, Wolfgang war schon schneller. Danke Wolfgang das du auch nichts anderes sagst, nur eben fundierter als ich :) ]

  • Hi,
    Wann genau dünge ich jetzt? Nur wenn ich Phytowasser entnehme und frisches Wasser hinzufüge oder auch zu ändern Zeiten?
    Welche Farbe bekommt die Kultur, wenn sie Dünger braucht? Hell...Richtung Gelb? Welche Dichte nehme ich am besten, lese immer wieder verschiedene Angaben?


    Natürlich will ich nicht Unmengen von Liter ins Becken dosieren, jeden Tag nur geringe/mittlere Menge, wenn hält, aber der Dünger nicht jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit, verbraucht ist, dann Ist es hält blöd Phytowasser zu dosieren mit 80 mg Nitrat...irgendwie Blick ich mit der Düngerei nicht durch...


    Lg Martin

  • Hallo zusammen


    und erstmal allen ein gesundes, glückliches, erfolgreiches und harmonisches neues Jahr.


    Sorry, dass ich nur ganz kurz antworte, bin noch immer krank.


    Also man kann sowohl PhycoPure Copepod Blend als auch ReefBlend ansetzen. Am Anfang düngen und wenn das ganze nicht mehr dunkler wird, bis auf einen kleinen Teil ernten. Diesen Rest durch 50my abseihen (so steril wie möglich arbeiten), in einem frisch gesäuberten Reaktor neu ansetzen. So ists für einen Anfänger am einfachsten. Denn den Höhepunkt aka Erntezeitpunkt zeigt die nicht mehr satter werdende Farbe an.


    Auch wenn man PhycoPure ReefBlend ansetzt, sind noch nach vielen Wochen Kulturzeit alle Algenarten vorhanden. Nur mit der Zeit setzt sich Nanno immer mehr durch. Deshalb einfach immer mal wieder frisch ansetzen aus der O-Verpackung.


    Ob teurer Reaktor, Magnetrührer, Koitüte oder einfach nur PET-Flasche ist Geschmacksache. Wer unbedingt Design will, muss halt tiefer in die Tasche greifen ;)


    lg angi

  • Hallo Martin


    Mach dich mal nicht verrückt mit dem Dünger.


    N. salina lässt sich für den Anfang auch prima ohne Dünger vermehren.


    Ich hatte N. salina schon in einfachen Kunstoffflaschen nur am Fenster stehen und einmal am Tag leicht geschüttelt.


    Davon ne Startkultur und du kannst damit nach Herzenslust probieren.


    Wo kommst du denn her?


    MFG Torsten

  • Hi,
    Hab mir jetzt ein Reaktor, Phytostabil und ein Zuchtansatz N. Salina bestellt, mal schaun ob's klappt.


    Ich werd mich demnächst auch mal an tiggerpods machen, die vermehrn sich ja wie hölle. Vielleicht hat jemand ein Ansatz abzugeben?


    Und sobald die Phytozucht gescheit läuft, ist brachionus dran, auch hier die Frage ob jemand ein Ansatz abzugeben hat? :)


    Lg Martin

  • Hi,
    Heute ist der F2 Dünger Phytostabil gekommen, da steht man macht sich Salzwasser an mit dem F2 Medium. D.h. Man düngt nur wenn man Salzwasser nachfüllt. Wenn ich jetzt jeden Tag 1 l entnehme und 1 Liter nachfülle oder jeden 2. Tag 2 Liter entnehme, reicht die Düngung dann um eine Dichte Population zu erhalten oder wäre es sinnvoll noch zusätzlich zu düngen auch wenn kein Wasser entnommen bzw, nachgefüllt wird?


    Gruß martin

  • Hi,


    was reinkommt muß auch wieder raus. Dünger ist wie Salz. Wenn Du welchen reinkippst ohne die gleiche Menge ( in Wasser oder Algen gebunden ) wieder zu entnehmen erhöht sich langsam aber sicher die Salz- bzw Algenkonzentration und irgendwann kippt die Kultur.
    Also immer nur das Nachfüllwasser düngen. Dann behältst Du einigermaßen das Gleichgewicht.


    mfg Uwe

  • Kurzer einwurf wenn keiner was dagegen hat ;)
    Ich habe als Beleuchtung 3000K LED.
    N. salina wächst dabei super.
    Nur die Isochrysis will einfach nichts werden!!!
    Welche Farbtemperatur wäre besser?? oder liegt es an was anderem??

  • Hi zusammen,
    Gestern habe ich den Reaktor mit Magnetrührer in Betrieb genommen. Der Magnetrührer hat ca. 5 Umdrehungen pro Minute.
    Das kommt mir ein Bisselwenig vor oder was meint ihr? Laut Hersteller( Knecht) ist das normal und würde reichen.
    Dachte Anfangs das Magnetrührwerk wäre kaputt.


    Lg Martin