Grünwasser - Un/Sinn?

  • Hallo Leute!


    Specki hat ja einen recht ausführlichen und anschaulichen Bericht in der Koralle Nr. 77 über die Nachzucht von Thor a. veröffentlicht. Dort hat er auch über den Einsatz von Phytoplankton berichtet und auch angedeutet, dass der Verlust eines Schwungs Larven nach 4 Tagen auf fehlendes Phyto zurückzuführen sein könnte. Nachdem ich kurz hintereinander nun wieder einmal 2 Larvenschübe hatte, habe ich einen Teil mit Phyto und einen ohne angesetzt. Die mit Phyto leben seit dem 19.10. und wachsen bisher ganz gut. Es sind weniger geworden, aber doch noch viele da. Mittlerweile kamen L. kuekenthali dazu (ich kann es halt nicht lassen :ja: ) und auch die gedeihen bisher, obwohl ich täglich nur etwa 10 % Wasser wechsle und aufgrund fehlender Reinigung eine Menge Mulm in dem Kreisel ist.

    In dem Kreisel ohne Phyto waren von Anfang an weniger, aber sie sind auch rasch dahingeschieden. Das mag jetzt Zufall sein, aber es deckt sich doch mit Speckis Erfahrungen. Jetzt habe ich seit etwa einer Woche wieder einige in demselben Kreisel, diesmal mit Phyto. Sie dürften alle oder zumindest fast alle noch leben. Zufall?


    Gruß
    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hi Wolfgang,


    ich freue mich sehr, dass du versuchst meine beobachtung zu bestätigen bzw. zu wiederlegen. Ich hatte dazu leider keine Möglichkeit mehr und werde das in absehbarer Zeit auch nicht mehr haben.
    Ich würde mich freuen, wenn solch ein Versuch vielleicht noch von anderen Personen gemacht wird.


    Man sieht ja auch bezüglich der Beckenform, dass es auch ohne Kreisel geht, wie Brigitte und andere zeigen. Hier habe aber ich zumindest mit dem Kreisel die besseren Erfahrungen gemacht.


    Ich bin gespannt wie eure Erfahrungen mit (oder ohne) Phyto sind!


    Gruß
    Specki

    wir seh'n die Menschen um uns herum
    viele krank und furchtbar dumm
    reden viel von Intellekt
    doch der Natur zoll'n sie keinen Respekt

  • Hi Wolfgang,
    das finde ich auch sehr interessant. Bei mir setzen die großen Ausfälle noch mal vor der Verwandlung ein. Ob da Phyto hilft? Ich setze das immer nur in den ersten 7-10 Tagen ein, zusammen mit dem Aufzuchtfutter (und natürlich Nauplien).

  • Huhu Ihrs,


    ich finde es auch echt klasse, dass solche Experimente gemacht werden. Denn genau solche Dinge helfen bessere Ergebnisse in der aufwändigen Larvenzucht zu erzielen. Danke dafür ! :)


    Dazu habe ich einige Laien-Fragen

    :

    • Ihr nutzt vermutlich selber gezogenes Phytoplankton?
    • Ist das Wasser wirklich ganz grün oder wird es nur so genannt? (Wenn ich PhycoPure nutze ist das Wasser nicht grün)
    • Wieviel Phytoplankton nutzt man auf 5 Liter Wasser? Kann man überdosieren? (Ich selber habe täglich nach dem 50% Wasserwechsel 2 Tröpfen in 5 L reingetan).
    • Kann man aus z.B. PhycoPure selber "Phytopankton" züchten?

    Da mir erst ein Versuch geglückt ist, traue ich mich noch nicht zu experimentieren.

  • Hallo Curlz!


    zu 1.: Ja, meist Nannochloropsis.


    zu 2.: Ich mache es schon gut grün und es bleibt trotz schwacher LED-Beleuchtung auch lang so. Die Sichtweite im Wasser ist stark eingeschränkt, aber das muss nicht unbedingt sein. Zu viel von dem Zeug birgt die Gefahr des Zusammenbruchs und dann sind die Wasserwerte nicht im im grünen Bereich (im wahrsten Sinn des Wortes 8) ).


    zu 3.: Das kommt auf die Art und Dichte an. Von einer dicht grünen Nannochloropsis-Kultur gebe ich zum Start etwa 1/2 l auf 5 l . So lange es einigermaßen grün bleibt, wechsle ich nur mit klarem Wasser. Zur Überdosierung siehe zu 2. Lebendes und vitales Phyto kann man schon überdosieren, aber bei weitem nicht so schnell, wie Konzentrate (die dafür arten- und nährstoffreicher sein sollten).


    zu 4.: Ja, kann man sogar recht gut. Es vermehren sich anfangs auch verschiedene Arten, aber dann setzt sich eine durch, in der Regel Nannochloropsis.


    Zufrieden :D ?


    Gruß
    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Huhu Wolfgang,

    Zufrieden :D ?

    Mit so einer ausführlichen Antwort: DEFINITIV! :)
    Vielen lieben Dank!


    Also kann ich den Rest PhycoPure ohen Bedenken an meine Mitmoderatorin geben und sie kann versuchen "Grünen Sinn" zu züchten :)


    Bin natürlich auch weiter gespannt, wie der Test weitergeht.

  • Hi,


    Wolfgang hat sich die Antwort eigentlich schon selber gegeben :lol:


    "obwohl ich täglich nur etwa 10 % Wasser wechsle und aufgrund fehlender Reinigung eine Menge Mulm in dem Kreisel ist."


    Solange das Wasser 1A sauber ist, z.B. in Durchlaufsystemen, und ich alle paar Stunden füttere braucht es kein Phyto ob nun grün, braun, rot oder gelb.
    Sobald sich Abfallprodukte wie Ammonium, Nitrit, Phosphat und alles was wir gar nicht messen können bilden kann braucht es das Phyto um diese Stoffe zu binden. In den Zuchtbeckchen ist ja nichts drinnen was diese Stoffe in ungiftige umwandeln oder verbrauchen könnte.
    Der 2. Punkt sind die Fütterintervalle. Werden diese zu groß braucht das Zooplankton mit dem wir füttern eine Zwischenmahlzeit damit es vom Nährwert her nicht zu stark verliert. Dann ist wieder Phyto notwendig oder besser empfehlenswert.


    mfg Uwe

  • Hallo Uwe!


    Ich denke auch, dass es im Wesentlichen diese 2 Punkte sind. Das Ammoniumproblem kann man zwar sehr gut mit ClorAm-X lösen, aber das zweite bleibt. Vielleicht sind die Wasserverhältnisse in Phytobecken sogar "schmuddeliger", aber gleichmäßig stabil schmuddelig.


    Gruß
    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hi Wolfgang,


    Kann diese Beobachtung nicht bestätigen. Ich habe sie bisher ohne Phyto nachgezogen. WW täglich ca. 10% (mit Absaugen der abgestorbenen bzw. gehaltlosen Nauplien). Kein Kreisel, sondern ein 12L Aufzuchtbecken (30x20x20), zu Beginn wegen der größeren Futterdichte max. 1/3 befüllt. Fütterung mit Inve 440, später dann "billige" - beides möglichst bald nach Schlupf ohne Anreicherung.


    Im Becken ca. 45 - 50 Larven (mehr kann man kaum erfolgreich "vermitteln" wenn sie mal groß sind). Erfolgsquote über 90%.


    lg,


    Sonja

  • Hallo Sonja!


    Danke für deine Erfahrung! Das ist hochinteressant, weil sich aus den wenigen vergleichenden Beobachtungen, die der einzelne macht, naturgemäß eher Spekulationen als belastbare Ergebnisse ergeben. Und leider kann man nicht jede Erfahrung selbst machen. Was mich in dem Zusammenhang interessieren würde (neben vielem anderen ;) :(


    Hast du das Becken beleuchtet und wenn ja, wie?
    Entnimmst du das Wechselwasser der Aquarienanlage oder nimmst du Frischwasser?


    Gruß
    Wolfgang

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  • Hi Wolfgang,


    Beleuchtet wurde (soweit ich mich erinnern kann) 18 Stunden. Alle Babies brauchen Schlaf, daher habe ich meinen auch welchen gegönnt ;-))


    Als Wechselwasser nehme ich Frischwasser, allerdings nicht mit dem teuersten Salz ;)


    Zum Ansetzen der Nauplien verwende ich normalerweise Wechselwasser von unseren anderen Aquarien (die werden teilweise als "Cuvee" in einer Tonne gesammelt)



    lg,


    Sonja

  • Hallo Angi!


    Diesen Aspekt habe ich außen vor gelassen, weil ich mir nicht sicher bin, ob es tatsächlich so ist. Was mir logisch erscheint, ist, dass das Phyto über die Nauplien aufgenommen wird. Aber wenn das so ist, wie du sagst, dann sollte man das z.B. mit Staubfutter wie deinem einigermaßen kompensieren können, oder?


    Gruß
    Wolfgang

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  • Hi Wolfgang,


    Eine gewisse Kompensierung ist mit gutem Fertigfutter freilich möglich.
    Das zeigen ja auch diverse Versuchsstudien in der kommerziellen Speisefisch/-Garnelenzucht. Nicht umsonst arbeiten auch die großen Entwickler wie INVE an
    Alternativen zu natürlicher Nahrung. Aber letztendlich ist kein Fertigfutter so gut wie die Natur selbst. Nur die kann man halt nicht immer bieten.

  • Hallo Angi!


    Das ist gut möglich, wobei dann die Frage ist, ob die Larven alle Arten von Phyto fressen, viele oder nur bestimmte. Es sind ja keine non-fakultative Strudler wie die Artemien. Interessant wäre das deshalb, weil man man dann gezielt diese Algen verwenden bzw. nutzlose weglassen könnte. Dazu bräuchte man aber lange Versuchsreihen oder spezifische Untersuchungen des Darminhalts. Damit würde man auch feststellen, ob wirklich Algen aufgenommen wurden oder etwa durch das Phyto begünstigte Ciliaten/Protozoen.


    Aber so lange es funktioniert, ist eigentlich zweitrangig, warum das so ist .


    Gruß
    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hi Wolfgang,


    da jede Algenart eigne Stärken hat, kann man nur mit möglichst vielen verschiedenen marinen Phytoarten das bestmöglichste heraus holen. Eine einzige Alge allein kann deshalb unter dem Strich sogar schlechter abschneiden als ein künstliches Futter. Das bestätigt hier zb eine Studie zur Aufzucht von Hippocampus reidi mit Iso bzw. meinem Dan´s Feed.


    Bericht zur Studie lesen

  • Hallo Angi!


    Dass "künstliche" und speziell konfektionierte Mittel in der Nährstoffzusammensetzung überlegen sein können, ist ja schon länger bekannt. Dan´s Feed scheint ein solches zu sein und wird ja auch bei Garnelenlarven eingesetzt. Wobei ich zu dem "Test" in deinem Link anmerken möchte, dass es vielleicht nicht ganz aussagekräftig ist, eine einzelne Algenart (Isochrysis) gegen Dan´s Feed antreten zu lassen. Da hätte mir eine ausgewogene Algenmischung wie Phycopure oder Phyto Feast mehr Respekt abgenötigt.


    Was mich bezüglich des Ausgangsthemas stutzig macht, ist der Erfolg von Sonja. Da sie die Artemien auch nicht angereichert hat, kann man den Nährwert von Phytoplankton insoweit (bei frischen Nauplien) wohl vernachlässigen. Vielleicht ist es aber ein anderer Effekt: Ältere Nauplien scheinen für Larven ein Problem zu sein. Das hat Specki meiner Erinnerung nach auch in einem Artikel schon einmal angesprochen. Vielleicht werden sie gefressen, bieten aber keine Nährstoffe. Das könnte mit Nauplien, die mit Phyto gefüllt sind, ja anders sein. Vielleicht fressen die Larven ja nur den Inhalt von Nauplien? Wenn es das auch nicht ist, bliebe noch die Stabilität der Wasserwerte. Schließlich will ich aber auch immer noch nicht ausschließen, dass der günstige Effekt einfach Zufall ist.


    Gruß
    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hi!
    So wie Uwe schreibt, das Wasser wird durch Phyto stabilisiert, aber auch zu viel ist hier schlecht, setzt es sich am Boden ab und gammelt, dann freuen sich zwar cops und Co, aber nicht die Wasserqualität.
    Willst du Larven dir erhalten, dann ist es gut mit etwas Phyto zu starten. :)


    Gruß Geri

  • Wobei ich zu dem "Test" in deinem Link anmerken möchte, dass es vielleicht nicht ganz aussagekräftig ist, eine einzelne Algenart (Isochrysis) gegen Dan´s Feed antreten zu lassen. Da hätte mir eine ausgewogene Algenmischung wie Phycopure oder Phyto Feast mehr Respekt abgenötigt.


    Hi Wolfgang, so hätte ich es auch besser gefunden.